Rees/Bochum. .

Wenn Frank Hermsen an seinem Haus an der Greisstraße seinen Falken im Vorgarten füttert, bleibt niemand mehr stehen. Man kennt den Straßenbauermeister, der sich im Jahr 2005 zum Falkner ausbilden ließ. Hin und wieder stellt er auf Festen, in Schulen oder auf Veranstaltungen seine Lieblingstiere, die Greifvögel, vor. „Aber nur wenn ich mich nicht, wie bei Mittelalterfesten, verkleiden muss.“ So wird man ihn am kommenden Samstag bei KLK Oleo zum 100-jährigen Bestehen als Attraktion antreffen.

Seine Leidenschaft ist die Jagd mit Falke und Wüstenbussard (Harris Hawk) auf Krähen. Nun würde in Rees ein großer Jubel ausbrechen, wüsste man, dass er beispielsweise im benachbarten Wäldchen die Bewohner von den lästigen Vögeln samt ihrer Hinterlassenschaften befreien würde. Aber weit gefehlt. Denn Frank Hermsen darf nur dort mit seinen Vögeln auf Krähenjagd gehen, wo er die Jagderlaubnis besitzt.

Und das ist nur auf einigen wenigen Feldern nördlich von Rees. „Wenn die Krähen meinen grünen Jeep sehen, ergreifen sie schon die Flucht“, hat Frank Hermsen beobachtet, der hofft, von weiteren Jägern eine Jagderlaubnis zu erhalten. „Ich habe meine Vögel nur auf Krähen trainiert. Kaninchen interessieren mich nicht. Vielmehr ist es für mich beste Lebensqualität, wenn ich den Vogel in der Luft beobachte und dann zusehe, wie er im Flug die Beute schnappt.“ Übrigens sind Dohlen und Saatkrähen geschützt, die gemeine Krähe darf nur vom 1. August bis 20. Februar bejagt werden.

Im gesamten Bochumer Stadtgebiet Krähen bekämpfen

Anders sieht es in Bochum aus, wo er gebeten wurde, im gesamten Stadtgebiet zwischen den Stadtgrenzen von Essen und Dortmund Krähen zu jagen. „Meine Falken sind mit zwei Sendern ausgestattet, das ist wichtig, wenn sie den Augenkontakt in einer Großstadt zu mir verlieren.“ Um so erstaunlicher ist es, wenn sie den Weg zu ihm zurück finden.

Den Wüstenbussard Baby hat Frank Hermsen mit der Hand aufgezogen. Solch ein Vogel kann nur noch künstlich befruchtet werden, denn er ist vom Menschen geprägt.

Eigentlich bevorzugt Frank Hermsen die Altvogelaufzucht. Dabei versorgt er den Vogel bis zum fertigen Gefieder, danach beginnt die Ausbildung. Zuerst werden dem Vogel Lederriemchen ans Bein gebunden, dann wird sein Futter auf Hermsens Faust gelegt. Er lernt den Beuteflug erst an einer drei bis fünf Meter langen Schnur, später wird sie auf 20 Meter verlängert.

Der Vogel wird mit der Wildart gefüttert, die er später jagen soll. Es gibt Eintagsküken ebenso wie Taubenfleisch, Krähe wird ihm komplett mit Gefieder vorgesetzt, damit er sie in der Luft wiedererkennt.

Bei der Jagd wird der Falke vom Auto aus dort losgelassen, wo Krähen gesichtet werden. Der Falke schlägt die Krähe in der Luft, knabbert daran und lässt sie fallen. „Wir müssen sie finden und dann töten. Würde man es dem Vogel überlassen, würde es zu lange dauern. Das wäre Tierquälerei.“ Etwa drei Krähen darf der Falke fangen, danach kommt der nächste Greifvogel zum Einsatz.

Im Sommer hat es der Falke schwer, wenn sich die Krähen im Grün der Bäume versteckt halten. Dann kreist der Falke über dem Gipfel „Und ich versuche unterm Baum die Krähen zu vertreiben.“ Ein Falke fliegt bis zu zwei Kilometer, um seine Beute zu schlagen, ein Bussard oder Habicht ist nach 300 Metern am Ende. „Es ist ein phänomenales Bild, wenn der Falke aus 60 Meter Höhe heruntersteigt und die Krähe schlägt. Oder nach einem Fehlflug mit 180 km/h wieder auf meinem Federspiel landet. Das ist Glück pur.“