Bochum. . Was der Beschluss zum Bau des Musikzentrums für Bochum bedeutet und warum er wie er zustande kam. Eine Analyse im Nachgang zur Debatte und zum Beschluss im Rat der Stadt.
Der 5. Juli 2012 war ein guter Tag für die Stadt Bochum. Der Rat gab grünes Licht zum Bau eines Musikzentrums, das künftig den Bochumer Symphonikern, aber eben auch Musikschülern, Chören und Akteuren der freien Szene eine neue Heimat sein wird.
Natürlich ist dieser Beschluss in erster Linie einer unter und für den eigenen Kirchturm; ganz konkret auch für den Erhalt der Marienkirche. Für das Profil Bochums als Stadt der Kultur und Bildung könnte das Zentrum der Musik aber in der Tat ein Meilenstein werden, wie es sich OB Ottilie Scholz (SPD) verspricht.
Musikzentrum könnte teuer zu stehen kommen
Während die Bosys ihren Fans zufolge mindestens als Bundesliga-Orchester einzuordnen sind, so haben sich aber die für das „Go!“ Verantwortlichen aus Stadtverwaltung und Politik in dem abgelaufenen Prozess höchstens tauglich für die Kreisliga gezeigt.
Neues Musikzentrum
Die Verwaltungsvorlage, die zum Baubeschluss führt, ist ohne, aber erst Recht mit Kenntnis der nicht-öffentlichen Vorlagen, die dieser Zeitung vorliegen, ein Witz. Mag der Streit über die geforderte Rechtssicherheit der Förder- und Stiftungsmittel noch pure Wortklauberei sein, so wird das Risiko des Projekts mit Blick auf Bau- und Betriebskosten mehr als deutlich. Die Kostenvorgaben werden kaum zu halten sein. Das Musikzentrum könnte die Stadt daher teuer zu stehen kommen. „Man kann das nicht wegbeschließen“, sagt Wolfgang Cordes (Grüne) nicht grundlos.
Den Bürgern keinen Sand in die Augen streuen
Erst Recht teuer werden könnte es mit Blick auf die unabwendbare Übernahme der Jahrhunderthalle (Scholz: „Wir stehen im Wort.“). Was nach 2023 auf die Stadt zukommt, weiß heute niemand. Ohnehin wäre das Juwel im Westpark der geborene Standort für das geplante Zentrum gewesen. Hier hätte die Stadt sich ein weltweit wohl einzigartiges Musikzentrum gönnen können, anstatt aus Kostengründen zwei doch eher unauffällige Bauten an der Viktoriastraße in der Bochumer Innenstadt hochzuziehen.
Der immer lauter werdenden Kritik an dem Projekt begegnen die Befürworter quasi mit dem Sandmännchen. Die Frage der Eigenkosten ist so ein Beispiel. 2,4 Millionen Euro, also nur 7,3 Prozent müsse die Stadt zum 33-Mio-Haus beisteuern, heißt es gebetsmühlenartig. Wer den Bürgern aber keinen Sand in die Augen streuen will, muss 2 Mio von Sparkasse und Stadtwerken und das Grundstück (1 Mio) sowie die Parkplätze im städtischen Besitz addieren – und damit beträgt der Eigenanteil bereits 15 Prozent.
Angeschlagene Rot-Grüne Koalition
Was hindert SPD und CDU eigentlich daran, Klartext zu sprechen: „Wir stehen auch zu dem Projekt, wenn es teurer wird!“ Die Antwort liegt auf der Hand: Es ist die Angst vor den Bürgern. Wolfgang Cordes plauderte am Donnerstag im Rat aus den Gesprächen in der Koalition: Er könne diejenigen nicht verstehen, die sagen, wir scheitern lieber vor Gericht als vor den Bürgern. Keine Frage, die rot-grüne Koalition ist nach diesem Beschluss angeschlagen. Das macht aber gar nichts, weil die Bochumer CDU „Opposition“ genauso schön findet wie Bosy-Konzerte.
Die Stiftung Bochumer Symphonie wird indes noch viel Überzeugungsarbeit leisten müssen, um klar zu machen, dass es nicht nur um ein Projekt der Bosys geht. Auch in den eigenen Reihen. Sparkassen-Chef Goldmann schreibt in seiner Sponsoring-Zusage höchstselbst immer noch vom Konzerthaus.