Bochum. . Landtagswahl mit Wohlfühlfaktor: In Bochums Wahllokalen geben sich etliche Wahlhelfer wieder größte Mühe, die Wahl für die Wahlgänger so reibungslos wie möglich zu gestalten. Nicht unbedingt einfach, wenn sich mehrere Wähler eine Kabine teilen wollen oder einige Irrläufer in den Wahllokalen aufschlagen.
Der Wohlfühlfaktor spielt eine nicht unwesentliche Rolle. „Sehr angenehmes Ambiente. Die Leute von der Rosa Strippe bringen uns regelmäßig Kaffee, alles läuft nach Plan.“ Und für die Kinder, die vor den Kabinen auf ihre Eltern warten, hat der ehemalige Stadtdirektor Gerd Kirchhoff einen Haufen Süßigkeiten dagelassen.
Die Beratungsstelle für Schwule und Lesben an der Kortumstraße ist zum zweiten Mal Wahllokal und ersetzt die Goetheschule, weil diese nicht barrierefrei erreichbar ist. „Hier gibt es einen Aufzug; ich habe den Schlüssel für jeden, der Hilfe braucht“, sagt Wahlvorsteher Dietmar Hecker. Schon mittags herrscht hier reger Andrang; vor dem Wahllokal stehen Leute in Trauben zusammen. „Gut die Hälfte der 1086 Wahlberechtigten unseres Stimmbezirks, rechnet man die 275 Wahlscheine hinzu, haben bis jetzt ihre Kreuzchen gemacht.“
Wähler kommen in BVB-Kluft
Aufregung gab’s dort lediglich, als der ehemalige Baudezernent Helmut Ahuis von den Helfern aus einer der zwei Wahlkabinen geholt werden musste: „Er wollte mit seinem Stimmzettel zu seiner Frau. Das lässt aber das Wahlgeheimnis. nicht zu“, so Hecker. Nach einem kleinen Disput trat Ahuis dann wohl beiseite. Viele Wähler kommen in BVB-Kluft und müssen sich von Hecker die Frage gefallen lassen: „Na, schon wach?“ Pokal-Party-geschädigt wirkt aber keiner von ihnen.
Beim Optiker Lindemann wenige hundert Meter weiter ist zum dritten Mal ein Wahllokal eingerichtet, was zufällig zustande kam. „Unser Chef wurde von der Stadt aufgefordert, Wahlhelfer zu sein. Da schlug er im Gegenzug vor, im Geschäft wählen zu lassen“, erklärt Mitarbeiter Mirek Skorka. Elke Sawatzki sammelt dort die Benachrichtigungen ein; sie lässt sich seit Jahren als Wahlhelferin einsetzen. Diesmal waren schon alle Posten besetzt. „Da bekam ich am Donnerstag einen Anruf, es sei jemand ausgefallen. Es macht mir Spaß, wir werden hier nett mit Erfrischungen bewirtet.“
Auffallend viele „Irrläufer“ wollen im Bürgerbüro Mitte ihre Stimme abgeben. Der Stimmbezirk ist zwar auf der Wahl-Benachrichtigung angegeben, „aber einige Wähler sprechen nicht so gut Deutsch“, so Annika Berczuk. Und in dem Moment kommt ein Mann, den ihr Kollege zur Fahrendeller Schule schicken muss; er bedankt sich in gebrochenem Deutsch. Bis mittags hatten hier im Rathaus 14 Prozent der Wahlberechtigten ihre Stimme abgegeben.
Insgesamt pendelt sich die Wahlbeteiligung der Landtagswahl 2012 auf dem Niveau von 2010 ein. Bis 11 Uhr hatten 26,1 Prozent der Bochumer ihre Stimme abgegeben, bis 15 Uhr waren es 31,28 Prozent, das sind 0,2 Prozent mehr als bei der letzten Landtagswahl. Zählt man die Briefwähler hinzu, sind es drei Stunden vor Schließung der Wahllokale 47,1 Prozent (2010: 46,9 Prozent).