Essen. Bis 16 Uhr zeichnet sich im Vergleich zu 2010 eine geringere Beteiligung bei der Landtagswahl in NRW an. Bis 18 Uhr können rund 13,2 Millionen Bürger in NRW über die künftige Zusammensetzung des Landesparlaments abstimmen. Insgesamt stehen 17 Parteien zur Wahl.
Die Beteiligung an der Landtagswahl in NRW war bis zum Nachmittag Uhr niedriger als noch vor zwei Jahren. Landeswahlleiterin Helga Bock teilte am späten Nachmittag mit, dass bis 16 Uhr die Wahlbeteiligung in acht ausgewählten Kreisen und kreisfreien Städten Nordrhein-Westfalens im Durchschnitt bei 52,5 Prozent lag. Die stichprobenartige Umfrage wurde im Kreis Düren, im Rhein-Kreis Neuss und im Kreis Gütersloh sowie in den kreisfreien Städten Düsseldorf, Duisburg, Essen, Köln und Mülheim an der Ruhr durchgeführt.
Im Vergleich zur letzten Landtagswahl 2010, bei der bis um 16 Uhr etwa 53 Prozent zur Wahl gingen oder an der Briefwahl teilnahmen, ist die Wahlbeteiligung damit in diesen ausgewählten Bereichen geringfügig niedriger. Die landesweite Wahlbeteiligung inklusive der Briefwahlteilnahme hatte 2010 am Ende des Wahltages bei 59,3 Prozent gelegen.
13,2 Millionen Bürger in NRW dürfen wählen
Landeswahlleiterin Helga Block rief alle wahlberechtigten Bürgerinnen und Bürger auf, an der Wahl teilzunehmen: “Mit Ihrer Stimmabgabe machen Sie von einem wesentlichen Grundrecht unserer Demokratie Gebrauch. Sie können so Einfluss auf künftige politische Entscheidungen in Nordrhein-Westfalen nehmen, die Sie persönlich, aber auch uns alle gemeinsam betreffen.“
Rund 13,2 Millionen Wahlberechtigte sind aufgerufen, ihre Stimme abzugeben. Favoritin ist Ministerpräsidentin Hannelore Kraft, die die Koalition ihrer SPD mit den Grünen fortsetzen will. Die Wahllokale sind bis 18 Uhr geöffnet. Erste Hochrechnungen werden kurz nach der Schließung erwartet.
Begleitet von einem großen Medienaufgebot gaben die Spitzenkandidaten der Parteien ihre Stimme ab. Rund 50 Pressevertreter waren dabei, als Ministerpräsidentin Hannelore Kraft (SPD) in Mülheim/Ruhr zur Urne ging. Die Landeschefin fuhr mit ihrem Mann in einem Renault Clio - mit ihrem Sohn am Steuer - vor dem Wahllokal einer Grundschule vor. Demonstrativ parkte der Wagen vor einem rotblühenden Rhododendron.
Gut gelaunte Ministerpräsidentin Kraft
Sie habe am Morgen ein "Muttertagsfrühstück" mit ihrer Familie genossen und werde am Nachmittag noch einmal in ihr Büro fahren, um den heute noch laufenden Online-Wahlkampf zu unterstützen, sagte Kraft sichtbar gut gelaunt. Auf die Frage, ob sie sich selbst gewählt habe, antwortete sie schmunzelnd: "Ja natürlich! Wenn ich kein Vertrauen in mich selbst habe, wer sollte es dann haben?"
CDU-Spitzenkandidat Norbert Röttgen und seine Frau Ebba gaben in Röttgens Wohnort Königswinter ihre Stimmen ab. Das Ehepaar kam zu Fuß ins Wahllokal. "Jetzt entscheiden die Bürger", sagte Röttgen den anwesenden rund 20 Medienvertretern. Der Politiker trug einen dunkelblauen Anzug, seine Frau ein Sommerkleid mit einer beigefarbenen Jacke.
FDP-Spitzenkandidat Christian Lindner wählte in Meerbusch. Ebenfalls gut gelaunt machte er gegenüber den Medienvertretern noch einmal seine politische Botschaft deutlich, das NRW weg von den Schulden kommen und mehr sparen müsse. Er gab sich zuversichtlich über einen Wiedereinzug der FDP in den Landtag.
Die Spitzenkandidatin der Grünen, Sylvia Löhrmann, kam in Begleitung ihres Lebensgefährten in ihr Wahllokal in Solingen. Mit leicht heiserer Stimme begrüßte sie das Team im Wahllokal. Sie habe noch mit ihrer Erkältung zu tun. Piraten-Kandidat Joachim Paul und seine Frau Ursula wählten in Neuss.
In letzten Umfragen lag die SPD deutlich vor der CDU
Letzten Umfragen zufolge liegt die SPD mit 37 bis 38 Prozent deutlich vor der CDU von Landeschef und Bundesumweltminister Norbert Röttgen, die auf 30 bis 32 Prozent kommt. Den Christdemokraten droht damit ein historisches Tief bei einer Landtagswahl im bevölkerungsreichsten Bundesland. 2010 hatte die CDU unter dem damaligen Regierungschef Jürgen Rüttgers mit 34,6 Prozent ihr bislang schlechtestes Ergebnis eingefahren. Die Grünen erreichen in Umfragen elf bis zwölf Prozent. Der FDP unter ihrem Spitzenkandidaten Christian Lindner gelingt demnach mit etwa sechs Prozent der Wiedereinzug ins Landesparlament. Mit 8,5 Prozent schafft die Piratenpartei aus dem Stand den Sprung in den Düsseldorfer Landtag. Die Linkspartei dagegen dürfte an der Fünf-Prozent-Hürde scheitern.
Die vorgezogene Landtagswahl war nötig geworden, weil der Haushalt 2012 der rot-grünen Minderheitsregierung im Landtag gescheitert war. Daraufhin hatte sich das Parlament Mitte März einstimmig aufgelöst.
Bei der letzten Landtagswahl 2010 lag die SPD mit 34,5 Prozent knapp hinter der CDU. Die Grünen kamen auf 12,1 Prozent, die FDP erreichte 6,7 Prozent und die Linkspartei 5,6 Prozent. (we/rtr/dapd)