Bochum. .

Die Entrüstung war groß unter älteren Autofahrern, als Bochumer Hausärzte alle zwei Jahre einen Fahrertest ab 70 Jahren gefordert hatten (die WAZ berichtete). Nun haben sich die Wogen wieder geglättet.

Der Seniorenbeirat hat zusammen mit der Polizei und dem Gesundheitsamt die Fahrtüchtigkeit dieser Altersgruppe unter die Lupe genommen. Fazit: Von ihnen geht keine alarmierende Gefahr im Straßenverkehr aus.

Theo Kraushaar (77) ist Vorsitzendes des Seniorenbeirats. Er sei froh, dass „diese Form der Altersdiskriminierung“ abgewendet werden konnte. Er selbst fuhr gut 30.000 Kilometer pro Jahr, bis er vor einem Jahr eine Augenerkrankung erlitt. „Ich habe bis dahin nie Altersdefizite gespürt, fühlte mich sicher am Steuer, habe keinen anderen Verkehrsteilnehmer geschadet. Was uns ältere Autofahrer ausmacht, ist zumeist die eher zögerliche Fahrweise, wir verzichten schon mal auf die Vorfahrt. Rasen gehört nicht dazu, im Gegenteil zu jungen Verkehrsteilnehmern.“

Junge Erwachsene verursachen häufiger Unfälle

Ein Vergleich, den Polizeihauptkommissar Mario Honsdorf von der Polizei bestätigt. „Junge Erwachsene (18 bis 24 Jahre) verursachen häufiger Unfälle.“ Im vergangenen Jahr sei – bei allen Altersgruppen – die Zahl der verursachten Unfälle und Verunglückten angestiegen, eben auch bei den ab 65-Jährigen, und zwar in Bochum wie auch landesweit.

„Bislang lagen Senioren mit einem Anteil an der Bochumer Bevölkerung von 19 Prozent als Unfallverursacher darunter, also bei 15 bis 18 Prozent. 2011 aber stieg der Wert erstmals über den Bevölkerungsanteil. Das ist eine Tendenz, die wir weiter im Auge behalten, aber noch kein Trend.“

Theo Kraushaar und der Seniorenbeirat zeigten sich erleichtert: „Dass die Bochumer Ärzteschaft auf die Veröffentlichung dieser Unfallstatistik sofort mit der Fahrertest-Forderung reagierte, ist total übertrieben. Ich sehe keinen Handlungsbedarf.“

Keine Sonderbehandlung für Ältere

Dr. Ralf Winter leitet das Bochumer Gesundheitsamt. Er findet: „Natürlich sind Gesundheitschecks angebracht. Auf Grundlage dieser Statistik aber sofort die Forderung nach Eignungstest zu erheben, halte ich für nicht angebracht. Junge Autofahrer verursachen bekanntlich mehr Unfälle. Wenn nun allein für Ältere eine Untersuchungspflicht kommen sollte, wäre das eine Sonderbehandlung.“ Überdies würden Checks nur Momentaufnahmen des Gesundheitszustands der Person liefern.

Noch einmal Theo Kraushaar: „Ich habe für die Verkehrswacht viele Jahre lang vorbildliche Kraftfahrer ausgezeichnet; ein Großteil darunter war älteren Semesters.“ Er sieht Senioren am Steuer nicht als Risikogruppe an.