Bochum. Waldis halten zusammen. Im Kindergarten. In der Schule. Und weit darüber hinaus. Wie die Waldorf-Familie funktioniert, wird im neuen Kinderhaus in Hamme offenbar.

Waldis halten zusammen. Im Kindergarten. In der Schule. Und weit darüber hinaus. Wie die Waldorf-Familie funktioniert, wird im neuen Kinderhaus in Hamme offenbar. Eine Elterninitiative hat unmöglich Erscheinendes möglich gemacht – und sich auf eine Waldorf-Mutter verlassen können, die ihr Baby von einst am Leben erhält.

Die Geschichte nimmt vor gut vier Jahren ihren Lauf. Dem Vereinsvorstand des Waldorfkinderhauses wird mitgeteilt, dass er sein 1991 bezogenes Domizil am Bodelschwinghplatz räumen muss. Die Stiftung Overdyck als Besitzerin will das Gebäude abreißen und das Gelände anderweitig nutzen. Das Kinderhaus steht vor dem Aus.

„Es herrschten Ausweglosigkeit und Verzweiflung. Alle waren von großer Unruhe erfasst“, erinnert sich Leiterin Guida de Freitas. Umzug? Aber wohin? Manche träumen von einem Neubau. „Aber keine Bank der Welt hätte uns als Verein die nötigen Kredite gewährt“, weiß Vorstand Ewald Groth.

Verein erwirbt Grundstück von Stadt

Der Zufall und eine Waldorf-Freundschaft ebnen den Ausweg.

Bettina Eickhoff, vor 20 Jahren Mitgründerin des Waldorfkindergartens, ist der Rudolf-Steiner-Pädagogik nach wie vor eng verbunden. Ihre Tochter besucht die Hiberniaschule in Herne; ihr Praktikum im Rahmen der schulischen Kinderpflege-Ausbildung absolviert sie in dem Hammer Hort. So erfährt Bettina Eickhoff vom Überlebenskampf „ihres“ Kinderhauses. Die sozial engagierte Bochumerin und der Trägerverein finden zusammen – und eine Lösung: Der Verein erwirbt von der Stadt ein 1650-m2-Grundstück an der Hedwigstraße. Familie Eickhoff tritt als Investor für einen Neubau auf, der vom Verein angemietet wird.

Das Waldorfkinderhaus hat wieder eine Zukunft.

Das Architekturbüro Banz + Riecks entwirft ein Gebäude in Holzbauweise, das bei einem Wettbewerb „Schönster Kindergarten Bochums“ beste Titelchancen hätte. Freundlich, warm, mit einem großzügigen Atrium, einem ausgefeilten Farbkonzept, viel Raum und Licht, gleichwohl zweckmäßig und energiesparend, mit eigener Küche, in der zwei Köchinnen täglich frische vegetarische Kost zubereiten: „Hier können sich unsere Kleinen wohl und geborgen fühlen“, schwärmte eine Mutter bei der offiziellen Eröffnung am Samstag.

Freudige Eröffnung

Es sind 50 Jungen und Mädchen, die von 7.30 bis 16 Uhr in drei Gruppen betreut werden: jeweils 20 Jungen und Mädchen in zwei altersgemischten Gruppen („Sterne“ und „Sonne“) sowie zehn Kinder unter drei Jahren im „Spatzennest“. Die zusätzlichen, stadtweit dringend benötigten U-3-Plätze freuen Ottilie Scholz besonders. In ihrer Eröffnungsrede zollte sie allen Beteiligten großes Lob. „Toll, dass das trotz der schwierigen Ausgangslage gelungen ist“, sagte die Oberbürgermeisterin und pflanzte im Kita-Garten einen Baum.

Die 14 Mitarbeiter, die Eltern (die einkommensabhängige Beiträge zahlen), die Kinder: Allesamt haben sie ihr neues Zuhause längst ins Herz geschlossen: als Freiraum und schützende Hülle zugleich.

Auch Bettina Eickhoff hat bei der Eröffnung ein Lächeln auf den Lippen. Ihre Investition hat sich ausgezahlt. Zum Dank gibt’s Blumen. Waldis halten zusammen.