Bochum. . Nach einer Messerattacke auf seine Ehefrau ist am Donnerstag ein Polizeibeamter (32) zu zwei Jahren Haft auf Bewährung verurteilt worden. Nach viermonatiger U-Haft kam er frei. Der Staatsanwalt hatte zweieinhalb Jahre Gefängnis gefordert.
Der Angeklagte ist Polizeibeamter. Doch am Weihnachtsfest hatte sich der 32-Jährige auf die andere Seite des Gesetzes geschlagen: Mit neun Messerstichen war er auf seine Ehefrau (28) losgegangen und hatte ihr bis zu drei Zentimeter tiefe Wunden an den Beinen beigebracht. Am Donnerstag wurde der Bochumer wegen gefährlicher Körperverletzung zu zwei Jahren Haft auf Bewährung verurteilt. Allerdings wird er - das betonte Richter Rene Bungardt - seinen Polizeiberuf verlieren. Und das sei auch „gut“. So eine Tat dürfe nicht passieren.
Der Beamte arbeitete im Wach- und Wechseldienst in Essen. Er führte ein tadelloses Leben. Bis 2006 lief auch seine Ehe (drei Kinder) gut, wie es hieß. Doch danach begann sie zu kriseln. Im Sommer 2011 ging der Beamte sogar fremd. Außerdem häufte er Spielschulden an und nahm Kokain. Dem Anbieter habe er gesagt: „Bist du bekloppt? Ich bin Polizeibeamter!“ Doch dann kokste er doch.
„Jetzt bist du dran!“
Am 23. Dezember begann die Ehekrise zu eskalieren. Er schlug seiner Frau mehrfach mit der Faust so brutal ins Gesicht, dass sie Blutergüsse und Prellmarken erlitt. „Ich war wütend“, sagte er vor Gericht. Sie hatte ihm - wahrheitswidrig - nach seinem Ehebruch-Geständnis erzählt, dass auch sie fremdgegangen sei. Das habe er für bare Münze gehalten.
Nach den Schlägen zog er ins Hotel. Um sich zu versöhnen, kaufte er am 2. Weihnachtstag Blumen und kehrte in die eheliche Wohnung in Gerthe zurück. „Ich habe ihr versprochen, dass ich mich bessere.“ Doch nach einigen Stunden rastete er wieder aus. Er war eigentlich schon wieder weg, saß bereits im Taxi, als er umkehrte, die Tür eintrat und mit einem langen Küchenmesser auf seine Frau losging. „Jetzt bist du dran!“, soll er gerufen haben. Er hörte erst auf, als seine Kinder schrien („Papa, was machst du?!“), eine Tochter warf ein Spielzeug nach ihm.
Er habe sich in die Idee, selbst betrogen worden zu sein, hineingesteigert, meinte er vor Gericht. „Das war, als wenn eine Welt zusammengebrochen ist.“ Einem Kind gegenüber diffamierte er das Opfer als „Hure“. Dass er die Attacke im Beisein der Kinder begangen hatte, kreidete ihm der Richter ebenfalls besonders an: „Da bleibt einem die Spucke weg.“
„Ich liebe sie über alles. Ich wollte ihr nur Angst machen“
Der Polizist hatte damals selbst einen Krankenwagen gerufen. Dabei beleidigte er aber den Rettungsdienst und auch einen Polizeikollegen auf das Übelste. „Eine Schande, dass Sie Polizist sind“, sagte dieser damals. Jetzt im Prozess meinte der Angeklagte: „Da hat er recht.“ Vor beiden Gewalttaten will er reichlich Kokain konsumiert haben.
Töten wollte er nicht, sagte der Angeklagte. „Zu keinem Zeitpunkt. Ich liebe sie über alles. Ich wollte ihr nur Angst machen.“ Jetzt will er bei ihr „alles wieder gutmachen“. Seine Frau musste damals stationär ins Hospital.
Als Bewährungsauflage muss der Täter 1000 Euro ans Vinzenz-Kinderheim zahlen. Nach dem Urteil kam er nach viermonatiger U-Haft frei. Der Staatsanwalt hatte 2,5 Jahre Haft gefordert. Er kann jetzt Berufung einlegen.