Bochum. Im Schnitt dreimal täglich steigen Diebe in Bochumer Wohnungen ein. Die Aufklärungsquote ist gering. Derzeit stehen zwei mutmaßliche Einbrecher vor dem Landgericht.
Meist schlugen sie in den Tagesstunden zu. Sie hebelten Terrassen- und Kellertüren auf. Bevorzugte Beute: Bargeld, Schmuck, Elektroartikel. Seit letzter Woche stehen zwei mutmaßliche Wohnungseinbrecher vor dem Landgericht. Eine Genugtuung, die der Rechtsstaat und die Opfer relativ selten erfahren. Nur jeder sechste Einbruch in unserer Stadt wird aufgeklärt. Allerdings: Die Angeklagten könnten schon bald wieder frei sein.
Bochum, betonte Polizeipräsidentin Diana Ewers im März bei der Vorlage der Kriminalitätsstatistik 2011, sei gemessen an der Einwohnerzahl „die sicherste Großstadt im Ruhrgebiet“. Die Zahl der Einbrüche indes bleibt bedrückend hoch. Im Schnitt dreimal täglich steigen Diebe in Bochumer Wohnungen ein. 1141 Haushalte wurden im letzten Jahr heimgesucht – zwölf weniger als 2010. Die Aufklärungsquote sank von 19,3 auf 15,9 Prozent. Landesweit sind es nur 13,6 Prozent.
Viele Diebe sind auf der Durchreise
Die Langfinger brauchen wenige Minuten. Viele Bewohner indes haben neben dem materiellen Schaden lange darunter zu leiden, dass Fremde ihre Schränke und Schubladen durchwühlt, ihre Intimsphäre verletzt haben. „Die Sicherheit, die das Haus oder die Wohnung gehabt hat, ist auf einmal weg oder schwer gestört. Man schläft schlechter, bekommt einen Waschzwang“, weiß Bärbel Solf, Leiterin der Kriminalprävention der Bochumer Polizei.
Viele der Diebe sind auf der Durchreise. Großteils kommen sie aus Rumänien und werden von Bandenchefs für die Beutezüge nach Deutschland gebracht. So möglicherweise auch die zwei Männer (25 und 29 Jahre), die sich derzeit vor dem Landgericht verantworten müssen. Beide stammen aus der rumänischen Stadt Turda. Bis zu zwölf Einbrüche legt ihnen die Staatsanwaltschaft zur Last. Zwischen Februar und November 2011 sollen sie in Wohnungen u.a. Am Schamberge, Im Ostholz, am Kopernikusweg, an der Luther-, Rudolf-, Harkort-, Hattinger- und Munscheider Straße eingedrungen sein. Geld, Ringe und Broschen fielen ihnen ebenso in die Hände wie Laptops und Mobiltelefone.
"Teilgeständnisse angekündigt"
Aufmerksamen Anwohnern ist es zu verdanken, dass das Duo vorerst hinter Gittern landete. Nachbarn beobachteten die Männer beim Ausspionieren einer Wohnung. Die Polizei konnte ihnen anhand von DNA-Spuren und durch ein verlorenes Handy weitere Einbrüche zuordnen.
Dolmetscher übersetzen den kahlgeschorenen Beschuldigten die Vorwürfe. Richter Matthias Röcken unterbreitete den Anwälten einen Vorschlag: Gestehen die Rumänen vier bzw. sechs der angeklagten Einbrüche, könnten sie mit Haftstrafen von 27 bzw. 30 Monaten rechnen – die nur zur Hälfte abgesessen werden müssten. Danach könnten die Männer abgeschoben werden. Offenbar stößt die Offerte auf Gegenliebe. Für den dritten Verhandlungstag am Montag „sind Teilgeständnisse angekündigt“, berichtet ein Gerichtssprecher.
Nicht wenige Einbruchsopfer ziehen aus
„Wenn man die Untersuchungshaft einrechnet, sind die Ganoven in einigen Monaten wieder in Rumänien – und wenig später vielleicht wieder hier“, wundert sich ein Bochumer, der den Prozess verfolgt. Er zählte 2011 zu den 1141 Einbruchsopfern. „Wir waren im Winterurlaub. Die Diebe zertrümmerten die Terrassentür, stellten alles auf den Kopf.“ Der Verlust der Wertsachen sei zu verschmerzen. Nicht aber die psychischen Folgen für seine Frau. „Sie ist bis heute total fertig.“
Der Rentner weiß: Nicht wenige Einbruchsopfer ziehen aus. „Aber wo sollen wir denn hin? Das ist doch unser Zuhause, das wir uns in vielen Jahren aufgebaut haben.“