Bochum. . Samstagmorgen, es ist halb neun. Luft und Boden auf dem Buddenbergplatz sind vom Regen in der Frühe ganz sauber gewaschen. Die Marktgänge glänzen noch feucht, erste Kunden drehen gemächlich ihre Runden.

Rechts der Hutzelbäcker, gegenüber der Bio-Gemüsestand und neben dem Hutzelbäcker wartet meterlang die Ernte von Bauer Weitz auf Interessenten.

Der Blick schweift gegenüber zum Stand der Bäckerei Welp und bleibt haften. Mandelblättchen drängen sich in einer Butter-Honig-Masse aneinander zu Handteller großen Hügeln. Diese Florentiner sind von Hand geschaffen, keiner gleicht dem anderen. „Kennen Sie den?“, fragt Verkäuferin Brigitte Diergarten (53) Ihren Kunden Rolf-Dieter Liese (53), der gerade ein Stück Apfelstrudel wählt. „Kenn ich, der ist eine Sünde“, urteilt er über das Gebäck in Form einer seichten Welle. „Apfelstrudel gibt es auch in Norditalien“, sagt Diergarten.

Teig aus gemahlenen Mandeln

Die eigentliche Spezialität der Firma Welpino stammt allerdings von Sizilien aus Süditalien. Bäckermeister Hermann Welp studierte die italienische Backkunst dort in drei Bäckerstuben. Seitdem sind „Pasta di Mandorla“ einer seiner Klassiker. Das Gebäck wird aus einer Rolle in etwa Daumen lange Stücke geschnitten. Es ist ein Teig aus gemahlenen Mandeln, wahlweise kreiert mit Walnuss, Pistazie oder Nougat bis hin zu Amaretto, mit Puderzucker bestäubt.

Marktverkäuferin Diergarten nimmt die Sorte Zitrone und drückt ein Messer durch das Gebäck, das nur weichen Widerstand leistet. Sie reicht ein Scheibchen über die Theke. „Nur ein Stückchen, damit ich Sie nicht überfordere“, sagt sie schmunzelnd zur Reporterin. Und wahrlich – im Mund entfaltet es sich wie eine Praline. Mandel- und Zitronenbäume auf Sizilien erblühen vor dem inneren Auge.

Französischer Rohmilchkäse als Spezialität

Von Süditalien ist es hier nur einen Katzensprung entfernt nach Frankreich. „Hallo, Hartkäse“, eröffnet Udo Rösner (55) sein Einkaufsgespräch am Stand von Jörg Hünnebeck (46). „Ah, da habe ich schon etwas Tolles in der Hand, einen Comté“, bietet Verkäuferin Christine Kuchler-Buer an. „Wie alt?“, will Rösner wissen. „28 Monate.“ Den Begriff Käsespezialiäten nimmt Hünnebeck ernst „Ich mag es nicht, wenn es am Käsestand nebenan den gleichen Käse gibt“, sagt er. Sein Spezialgebiet sei französischer Rohmilchkäse, sagt er.

Der wie Torten aufgeschnittene Weichkäse in der Theke lässt Käse-Fans kaum widerstehen. Ein Weinbergkäse etwa offenbart sein Innenleben, das ganz weiß und fest Genuss verspricht.

Bienen werden zum Honig sammeln nach Fehmarn gebracht

Wenige Meter weiter deuten einige Rapszweige vor dem Honigstand aus Eichenholz auf die Frühlingssaison in der Imkerei Schmidt. Sahniggelb, rotgolden, gelbgolden oder braungolden buhlen reihenweise Honigsorten um die Gunst der Kunden. Außerdem verführen Honigträume, verfeinert etwa mit Vanilleschote, zu kosten. Als der Vanillehonig zu Hause die Zunge benetzt, ist die Idee vom Paradies nicht weit.

Für den Rapshonig reisen die Bienen aber nicht in den Garten Eden. „Wir bringen die Bienen Ende des Monats in einem Lkw nach Fehmarn, zum Raps sammeln“, erklärt Markus Szafranek (35) vom Honigstand. Für den Tannenhonig waren sie auch schon im Schwarzwald, fügt er an. Welch ein Glück für die Bochumer - denn hier können sie sich von den Reisen der Bienen und des Bäckers inspirieren lassen.