Gelsenkirchen. . In der Caritas-Begegnungsstätte im Wilhelm-Sternemann-Haus bekommen Wohnungslose täglich ein Mittagessen.

Der Blick auf die Speisekarte entfällt in der Teestube im Wilhelm-Sternemann-Haus. In der Begegnungsstätte für Wohnungslose an der Husemann-straße in der Altstadt wird gegessen, was auf den Teller kommt. Genörgelt wird nicht, die Männer (Frauen verirren sich nur selten in die Teestube) wissen eine ausgewogene , heiße Mahlzeit zu schätzen.

Was der Spender Marienhospital aus seiner Personalküche anliefert, erfahren die Klienten und Mitarbeiter erst, wenn die großen Plastikboxen geöffnet werden, die täglich von der Augustinusgemeinde, zu der das Hospital gehört, angeliefert werden. An 365 Tagen im Jahr bekommen Wohnungslose etwas vernünftiges auf die Gabel. „Das ist immer eine Überraschung. Wir wissen nie, was kommt“, sagt Friedhelm Berkenkopf, Sozialarbeiter im Wilhelm-Sternemann-Haus. Betreiber Caritas kommt gemeinsam mit der Vinzenz-Konferenz lediglich für die Betriebskosten im ehemaligen Aloysianum auf.

50 Cent für eine Mahlzeit

Neben den beiden Sozialarbeitern Friedhelm Berkenkopf und Henryk Münzer arbeiten noch zwei 1,50-€-Jobber, zwei Ehrenamtliche und sieben Vinzenz-Brüder in der Einrichtung – freilich nicht alle auf einmal. „Das ist. . .Fisch“, sagt einer der Ehrenamtlichen beim Öffnen der großen Boxen. Der leckere Duft hatte es bereits angekündigt. Einen Blechbehälter nach dem anderen zieht er aus den Schienen: Kartoffeln, dreierlei Fisch, ein Gemüse-Mix aus Spinat, Erbsen und Möhren dampfen da in den Töpfen.

Die Obdachlosen kommen nach vorne, stellen sich an und bekommen ihre Portionen aufgefüllt. Friedhelm Berkenkopf schöpft braune Soße dazu. 50 Cent zahlen die Männer für eine Mahlzeit. Berkenkopf: „Die Leute dürfen so viel essen, wie sie können oder wollen. Was übrigbleibt, wird in Plastikdosen mitgegeben. Aber“, schmunzelt der Sozialarbeiter, „Fleisch bleibt nie übrig.“

Wer kein Geld hat, arbeitet

Vor dem Mittagessen um 12 Uhr wird gebetet. Peter ist dieses Mal mit dem Tischgebet an der Reihe: „Auf dem Felde wächst das Brot, bewahrt vor Hunger und vor Not“, beginnt er von dem Gebetswürfel abzulesen. Dann lassen die Männer sich die heiße Mahlzeit schmecken. Wer keinen Gutschein vorlegen kann, muss 50 Cent zahlen. Wer keine 50 Cent hat, muss etwas für die Allgemeinheit tun: Tische wischen, Boden fegen oder eine ähnliche Aufgabe.

Durchschnittlich 35 Personen kommen zum Essen. Mal sind’s mehr, mal weniger. Für maximal 50 Personen ist die Teestube bestuhlt. Kuchen, Brot, Brötchen und andere Backwaren kommen von der Bäckerei Heinisch an der Bickernstraße. „Da fahren wir jeden Montagmorgen hin und bekommen alles, was am Wochenende nicht verkauft worden ist.“ Jeden Mittwoch findet im Anschluss an das Mittagessen eine Bibelstunde mit Kaffee und Kuchen statt.