Essen. Die Betriebsräte aller sieben Länder mit Opel-Standorten sowie des europäischen Metallgewerkschaftsbundes haben ungewöhnlich scharf das Management des Unternehmens und der Muttergesellschaft General Motors (GM) kritisiert. Die Arbeitnehmervertretungen würden brutal unter Druck gesetzt.
Gemeinsam erklärten die Opel-Betriebsräte, dass die Unternehmensführung versuche, einen Standort gegen den anderen auszuspielen und insbesondere die Arbeitnehmervertretungen in einzelnen Werken brutal unter Druck setzen. „Wir kommen in eine schwierige Phase“, sagte der Bochumer Betriebsratschef Rainer Einenkel gegenüber dieser Zeitung zu der weiteren Eskalation. Zurzeit würde in allen Werken außer Bochum die Produktion zurückgefahren. Hintergrund ist die anhaltende Absatzkrise von Opel und der Schwestermarke Vauxhall auf dem stagnierenden europäischen Markt.
Mögliche Käufer werden durch die Diskussionen um die europäische GM-Tochter erheblich verunsichert, so die Arbeitnehmervertreter, und weiter: „Spekulationen über Werksschließungen beschädigen das Image von Opel.“ „Wir gehen davon aus, dass die von beiden Seiten getragene Einschätzung, Opel müsse auch in Zeiten schlechter werdender Rahmenbedingungen profitabel arbeiten, weiterhin Gültigkeit hat“, erklärte das Unternehmen dazu. Im Zuge der langfristig angelegten Kooperationsvereinbarung zwischen GM und der französischen PSA-Gruppe (Peugeot, Citroën) wurde verstärkt über den Abbau von Überkapazitäten und Schließungen diskutiert.
Bochum profitiert von Zafira-Produktion
Am Stammsitz in Rüsselsheim wird seit Jahresbeginn an Freitagen nicht mehr gearbeitet. Die Mitarbeiter sollen dabei Überstunden abbauen. In Eisenach wird nur noch 22 Stunden in der Tagschicht und 30 Stunden in der Nachtschicht gearbeitet, „ohne Lohnausgleich“, betonte Einenkel. Bochum profitiert zurzeit vom Erfolg des neu auf den Markt gekommenen Vans Zafira, der ausschließlich an der Ruhr gebaut wird.
Die Arbeitnehmer forderten jetzt wieder einen nachhaltigen wirtschaftlichen Businessplan für das Unternehmen, der bis ins Jahr 2016 reicht. und nicht nur einen „Katalog von Einsparungsforderungen“, sagte Rainer Einenkel. Dieser Plan sei zwingend Teil der Sanierungsvereinbarung, so der Bochumer Betriebsratsvorsitzende. Ohne diesen Entwicklungsplan mit konkreten Aussagen über die zukünftige Verteilung der Fahrzeugproduktion würden die Betriebsräte keine Verhandlungen führen über die im Sanierungsabkommen 2010 vereinbarte Beteiligung der Arbeitnehmer für dieses Jahr, davon 175 Millionen Euro durch die deutschen Opelaner.