Bochum. Lecker kann auch gesund sein. Das sollen zahlreiche Veranstaltungen dokumentieren, zu denen die Bochumer Kinderklinik und ihre Partner im „Jahr der Gesundheit“ einladen.

Ärzte und Ernährungsexperten schlagen Alarm: Immer mehr Kinder und Jugendliche sind zu dick. Jeder sechste Schüler gilt als übergewichtig. Sechs Prozent sind mit einem Body-Mass-Index (BMI) von über 30 krankhaft fettleibig – doppelt so viele wie vor zehn Jahren. Schon wird vor einer „verlorenen Generation“ gewarnt. Ein Aktionsbündnis unter dem Dach des Katholischen Klinikums Bochum will mit vielfältigen Veranstaltungen mahnen, appellieren, informieren, gegensteuern.

Der Schlüssel für eine gesunde Entwicklung

„Ausgewogene Kost ist der Schlüssel für die gesunde Entwicklung jedes Kindes“, weiß Prof. Dr. Eckard Hamelmann, Direktor der Klinik für Kinder- und Jugendmedizin. In ihrem Alltag erfahren die Mediziner gleichwohl, dass viele Eltern der Ernährung ihrer Kinder keine große Bedeutung beimessen: vielfach aus Unkenntnis, mitunter aus Bequemlichkeit. Wozu ein Essen kochen, wenn es auch die Pommesbude um die Ecke oder die Tiefkühlpizza gibt? Wozu Obst oder Vollkornbrot für die Schulpause zubereiten, wenn es auch der Schoko-Snack tut?

Die Folgen sind schwerwiegend. „Wir sehen bei den jungen Patienten gerade hier im Ruhrgebiet immer mehr gesundheitliche Probleme, die etwas mit mangelhafter Ernährung zu tun haben. Adipositas, Stoffwechselerkrankungen, Gelenk- und Atemprobleme bis hin zum Sodbrennen gehören ebenso dazu wie Nahrungsmittelallergien oder Diabetes Typ 2, der längst auch bei Kindern und Jugendlichen diagnostiziert wird“, schildert Prof. Dr. Hamelmann. Information tut not – „zum Wohl unserer Kinder, die allzu oft zum Junk Food greifen. Wem zum Beispiel ist bewusst, dass ein Glas Milch den gleichen Kalziumgehalt aufweist wie 17 ,Milchschnitten’?“

"Jahr für Ernährung und Stoffwechsel"

Die Kinderklinik setzt die Aufklärung ganz oben auf ihre Agenda. 2012 wird zum „Jahr für Ernährung und Stoffwechsel“ ausgerufen. Mehrere Partner sitzen mit am Tisch: das Familienforum, die Stiftung und die Akademie Kinderzentrum Ruhrgebiet, die Elterninitiative Menschen(s)kinder. Ihr Ziel: Für eine altersgerechte und ausgewogene Ernährung zu werben, um die Entstehung von Krankheiten bereits in der frühen Lebensphase zu verhindern.

Wie kann man als Eltern und Großeltern den Kleinen Gutes tun? Wie widersteht man den süßen Verlockungen der werbetreibenden Nahrungsmittelindustrie? Antworten auf diese und weitere Fragen gibt eine Veranstaltungsreihe, die die Kooperationspartner gemeinsam vorbereitet haben. Das Angebot reicht vom gesunden „Backen für kleine Leckermäuler“ (24. März) über „Ernährung für Kinder mit Stoffwechselstörungen“ (11. Juni) bis zu Kursen mit den Schwerpunkten Adipositas, Diabetes, Beikost-Einführung, Kleinkinder und „Gesundes Essen und Trinken während der Stillzeit“.

Für einzelne Vorträge und Seminare Gebühren

„Uns ist bewusst, dass wir viele der Eltern, die wir eigentlich ansprechen wollen, nicht erreichen werden“, sagt Renate Holz-Larose, Ernährungsberaterin an der Kinderklinik, und weiß von manchen Müttern, die Eistee für gesund halten, nur weil ein Pfirsich auf dem Karton prangt. Auch dass für einzelne Vorträge und Seminare Gebühren erhoben werden, sei zu bedauern: „Anders ist die Reihe leider nicht zu finanzieren.“ Gleichwohl gelte es, gemeinsam den Kampf gegen falsche Ernährungsgewohnheiten aufzunehmen. Dabei will die Klinik auch die Bochumer Schulen und Kindergärten einbinden.