An Rhein und Ruhr. . Die Ernährungswissenschaftlerin Christel Rademacher erklärt, warum es sich lohnt, mit heimischem Wintergemüse zu kochen. So kommt man gesund durch den kalten Winter - und es schmeckt auch noch.

Die dunkle Jahreszeit ist gekommen und mit ihr der Frost. Was für kälteempfindliche Menschen keine gute Nachricht ist, ist für den Rosenkohl gar eine Erlösung. Denn ohne Frost schmeckt das grüne Gemüse nicht, heißt es im Volksmund. Christel Rademacher ist da anderer Meinung.

„Eigentlich kann man auf den Frost nicht warten“, sagt die Professorin für angewandte Ernährung und Diätetik an der Hochschule Niederrhein. Auf dem Mönchengladbacher Wochenmarkt erklärt die Nährungsexpertin einem notorischen Fastfoodesser, warum es wichtig ist, selbst zu kochen, und wie man mit heimischen Gemüsesorten gut durch den Winter kommt.

Ich habe gar nicht die Zeit, mir das Essen selbst zu kochen. Schon gar nicht, wenn ich arbeiten muss.

Alles ist natürlich eine Frage des Zeitmanagements und sicherlich auch nicht jeden Tag konsequent umsetzbar. Aber: Vorbereitung ist die halbe Miete. „Ich koche häufig etwas, das ich dann am nächsten Tag warm machen kann oder das ich am nächsten Tag in anderer Form noch mal nutzen kann. “, sagt Professorin Dr. Christel Rademacher.

Im Schnellkochtopf sind z.B. Kartoffeln in Windeseile gegart. Frisch gekocht kann man sie mit einem Knoblauchquark essen. Am nächsten Tag wird aus der zweiten Portion Bratkartoffeln, mit Zwiebeln in 10 Minuten fertig gebraten. Und auch ein Eintopf ist nicht zu viel Aufwand. „Nichts ist einfacher, als alles in einem Topf oder einer Pfanne zuzubereiten.“

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Ich würde ja gerne mittags essen, aber in der Kantine schmeckt’s einfach nicht…

So eine Verpflegung im Betrieb kann Segen und Fluch zugleich sein. Es ist natürlich bequem, sich mittags nichts selbst zubereiten zu müssen. Nicht selten erfolgt dann aber die Ernüchterung bei vertrocknetem Fleisch und kalten Pommes. Und schon ist der Appetit hin… „Daran lässt sich etwas ändern. Mitarbeiter und Anbieter müssen sich klar sein, dass Qualität nicht bedeutet, billig und große Portion.... “, sagt die Professorin.

Wie sagen Schuhbeck und Lafer immer so schön? Fürs Auto kann der Liter Öl nicht teuer genug sein, aber beim Essen wird gespart. „Die Kunden wollen ja am liebsten nur zwei Euro bezahlen. Da wird es schwer, mit wenig Personal-Aufwand etwas Gutes anzubieten.“ Also bleibt für in diesem Fall für den Einzelnen: : zu Hause kochen und dann in der Firmenküche aufwärmen, das ist gerade bei Schichtarbeit für die Nacht eine gut (Not-)lösung. Für das Essen am Tag sind Gemüse, Obst, Quark, Joghurt und dazu ein Vollkornbrot mit Käse oder Wurst eine Alternative.

Ist das Essen denn dann überhaupt noch nahrhaft?

Natürlich. Okay, „frisch geerntet und direkt zubereitet ist natürlich das Allerbeste“, sagt Professor Rademacher, „denn was lange lagert, verliert mit der Zeit auch die Nährstoffe.“ Aber manchmal muss man auch Kompromisse machen.

Ich kann doch nicht jeden Tag einkaufen gehen.

„Einmal in der Woche reicht ja auch“, sagt die Oecotrophologin. Richtig gelagert, also im Gemüsefach des Kühlschranks oder auch auf dem Balkon und auf der Terrasse solang es nicht gefriert, bleibt ein Wirsing auch noch nach einer Woche lecker und frisch.

Immer frisch zu kochen geht zu Lasten des Geldbeutels.

„Gutes Essen muss nicht teuer sein“, stellt Rademacher klar. Wer jetzt im Supermarkt Kirschen kaufen möchte, muss mehr bezahlen als im Sommer. Also immer gucken: Was ist gerade Saison? Die Oecorophologie-Professorin zeigt auf den Porree zum Stückpreis von 50 Cent. „Der reicht für zwei Personen, macht für eine vierköpfige Familie zwei Stangen Porree also einen Euro.“ Auch wichtig: nicht zu große Mengen kochen. Rademacher: „Nur soviel zubereiten, wie man auch essen kann.“ Dann muss man nichts wegwerfen.

Muss es denn jeden Tag Gemüse sein?

Nach Möglichkeit schon, „aber es muss nicht jeden Tag etwas anderes sein“, meint Christel Rademacher.

Wenn wir also Fastfood weglassen, leben wir gesund.

Nicht zwangsläufig, denn es kommt auf die Mischung an. „Ich lehne es ab, Lebensmittel grundsätzlich als gesund oder ungesund einzustufen“, sagt Professorin Rademacher. Das Rezept heißt: Mischen, öfter selber zubereiten, maßvoll umgehen mit allem, was man mal schnell zwischendurch essen kann.