Bochum. .

Den Hund ließen alle Zuhause. Voller guter Vorsätze haben sich neun Anfänger entschlossen, einmal die Woche dem inneren Schweinehund den Platz auf der Couch zu überlassen, um durch den Stadtpark zu joggen. Ziel ist es, nach acht Wochen am Ende des Kurses 30 Minuten am Stück laufen zu können.

Christian Gruner (29) ist Diplom-Sportwissenschaftler und studiert Medizin an der Ruhr-Universität. Am Bismarckturm fischt er die Teilnehmer montags ab und beginnt mit ihnen die Runde. „Das Motivieren funktioniert über die Gruppe. Jeder sieht, dass auch die anderen zu Beginn keine große Kondition haben. Doch schon nach kurzer Zeit stellen sich Fortschritte ein.“ Und so steigert er behutsam von Mal zu Mal die Leistung. „Wichtig ist, dass niemand zurückfällt. Wenn man alleine läuft, wird man zumeist zu schnell. Solange ich höre, dass sich die Teilnehmer beim Laufen noch unterhalten, haben sie also noch genug Puste, und das Tempo stimmt.“

Ziel ist das Laufen ohne Trainer

Ziel sei, nach den acht Woche die Teilnehmer so weit zu bringen, dass sie auch ohne Trainer weitermachen. Das, so Christian Gruner, klappt auch dann, wenn man zunächst eine mehrwöchige Laufpause einlegt (hier ist er wieder, der innere Schweinehund).

Die 26-jährige Studentin Eva Krause wiederum fühlte sich durch ihren Hund animiert, Lauftraining zu wagen. „Ehedem ging ich ins Fitnessstudio, um in Form zu bleiben. Aber seitdem ich einen Hund habe, freue ich mich darauf, mit ihm gemeinsam ‘raus zu gehen. Warum nicht mit Tier joggen?“ Sie ist sicher, dass sie auch dann allein weiterlaufen wird, wenn’s die Gruppe nicht mehr gibt. Dafür, so meint sie, werde der Hund schon sorgen. Für andere ist Gesellschaft enorm wichtig, damit sie sich überhaupt aufraffen können. Ehemalige Laufanfänger suchen deshalb Anschluss an Vereine, wo sie ihre Leistung abrufen können. „Für viele ist ein Volkslauf das Ziel.“ Die Regelmäßigkeit ist dabei entscheidend – und nicht so sehr die Kilos, die dabei verloren gehen. „Kalorien verbrennen alleine reicht als Dauermotivation nicht aus“, weiß Gruner.

"Laufen muss Spaß machen"

Da ist der Wunsch, der Gesundheit etwas Gutes zu tun, schon leichter zu erfüllen. „Das Wichtigste aber ist: Laufen muss Spaß machen“, findet Jogging-Teilnehmerin Carina Iselt (29). Sie macht mit, weil sie in dem Kurs eine gute Chance sah, Sport zu treiben. „Ich wohne inzwischen nah am Stadtpark; da braucht es kein großartiges Aufraffen, um hierher zu kommen.“ Die junge Frau hofft aber auch, später Mitläufer zu finden.

Gruner: „Ich gebe die Kurse schon seit Jahren. Oft entstehen Laufpartnerschaften. Nicht selten sehe ich abends ehemalige Teilnehmer, die zu Zweit oder zu Dritt durch den Park joggen.“

Partner für den Sport sucht Carolin Lingemann (23) ganz und gar nicht. Die junge Frau läuft als Ausgleich zu ihrem Job als Krankenschwester schon seit Jahren ganz für sich und genießt es auch. Entsprechend ist sie enorm durchtrainiert.

So kommt es vor, dass deshalb schon Mal Christian Gruner als Kursleiterin vertritt. „Ich laufe das ganze Jahr durch, auch bei Frost oder Regen; mir macht schlechtes Wetter nichts aus. Nur im Dunkeln vermeide ich es, allein zu trainieren.“ Jetzt im Frühjahr sei es natürlich doppelt schön: „Es ist länger hell, weniger kalt, die Natur erwacht. Hauptsache, ich kann mich an der Luft bewegen.“