Bochum. . „Grundsätzlich“ begrüßt Uwe Nettingsmeier neue Radwege. Mit der Velo-Spur vor seinem Haus in Gerthe ist er aber nicht einverstanden. Der Protest zeigt Wirkung: Die Stadt prüft einen Kompromiss.
Im Zuge der Sanierung des Castroper Hellwegs 2011 hatte die Stadt auf der westlichen Fahrbahn einen Schutzstreifen für Radfahrer angelegt. Zum Verdruss von Uwe Nettingsmeier, der im Auftrag seiner Eltern das Haus Nummer 397 verwaltet. Denn: Der Radweg zwischen Fahrbahn und Gehweg mache das Parken auf dem Bürgersteig seither unmöglich.
Das war zwar schon vor dem Aufpinseln des Radwegs verboten, wurde aber von der Stadt geduldet. Nunmehr „entfallen alle Parkmöglichkeiten auf unserer Straßenseite“, klagt Nettingsmeier, der wirtschaftliche Folgen befürchtet. Einige Mieter würden wegen der Parkplatznot über einen Auszug nachdenken; auch die Versicherungsagentur im Erdgeschoss erwäge eine Kündigung. Zahlreiche Nachbarn sind gleichfalls wütend: 34 Namen trägt eine Unterschriftenliste „für die Erhaltung von Parkmöglichkeiten am Castroper Hellweg“.
Wer trägt die Kosten?
In dieser Woche befasste sich der Ausschuss für Anregungen und Beschwerden mit dem Groll in Gerthe. Ergebnis: Die Stadt wird einen Kompromissvorschlag der Anwohner prüfen. Danach soll zwischen den Häusern 397 und 375 das Parken auf dem Gehweg erlaubt werden (was einige Autofahrer jetzt schon tun). Fußgängern bliebe ausreichend Platz; die Radler würde an den Pkw vorbeirollen.
Damit wäre Uwe Nettingsmeier geholfen. Die Eigentümer müssten womöglich aber eine Kröte schlucken. Der Gehweg ist laut Verwaltung „für ein dauerhaftes Befahren nicht geeignet“; auch abgesenkte Bordsteine fehlen. Die Kosten könnte sich die Stadt bei den Anwohnern wiederholen. Denn: „Eine rechtliche Verpflichtung, Stellplätze im öffentlichen Verkehrsraum zu schaffen, besteht nicht.“
Nicht nur an Geld, sondern auch an baulichen Optionen mangelt es der Stadt auf der Dorstener Straße. Tim Ehlhardt hatte den Beschwerdeausschuss eingeschaltet. Zwischen Poststraße und Riemker Straße fehle ein Radweg. Wer als Radler zum Beispiel das Hannibal-Zentrum ansteuert, müsse auf die viel befahrene Bundesstraße oder den Gehweg ausweichen. Die Stadt sieht das Problem – aber keine Lösung.
Vollständiger Umbau scheidet aus
Die Fahrbahn der Dorstener Straße sei in diesem Abschnitt zu schmal, um eine Radspur einzurichten. Das gelte auch für den Gehweg. Mindestens 2,50 Meter Breite seien für die Anlage eines Radweges erforderlich. An der schmalsten Stelle messe der Bürgersteig aber 1,50 Meter. Geholfen werden könnte den Radlern nur durch einen vollständigen Umbau in diesem Segment. Der jedoch scheide aus. „Der finanzielle Aufwand würde in keinem Verhältnis zum Ergebnis stehen.“ Und: „Aufgrund der angespannten Haushaltslage ist dies langfristig nicht möglich.“
Einen Radweg auf der Dorstener Straße zwischen Post- und Riemker Straße wird es nicht geben. Die Stadt weist aber auf eine andere Lösung hin: Radfahrer könnte vergleichsweise sicher über die Parallelstraße In der Provitze zum Hannibal-Zentrum gelangen. Deren Fahrbahndecke allerdings ist mit Schlaglöchern übersät und müsste dringend erneuert werden.