Bochum. Gewerkschaften, Kirchen und Einzelhandel einigen sich in einer Gesprächsrunde auf neun verkaufsoffene Sonntage in Bochum. Der Vorschlag soll bei der entscheidenden Ratssitzung am 1. März als fraktionsübergreifender Änderungsantrag eingebracht werden.

Die Runde aus Gegnern und Befürwortern des Sonntagsverkaufs in Bochum mit den Gewerkschaften DGB, Verdi, den beiden großen Kirchen sowie IHK und Einzelhandelsverband hat sich am Mittwochabend darauf geeinigt, in diesem Jahr neun Sonntage zuzulassen.

Die Politik wird am 1. März darüber befinden. Zugrunde liegt in der Ratssitzung dann noch der zweite Antrag des Einzelhandelsverband auf elf Sonderöffnungen. Fraktionsübergreifend soll dann die neue Lösung als Änderungsantrag eingebracht und beschlossen werden.

Die Einigung wurde am Donnerstag Vormittag der Oberbürgermeisterin übermittelt, die den Ältestenrat informiert, der an zwei Verhandlungsrunden teilgenommen hatte. Diese waren im Eiltempo anberaumt worden, nachdem der Rat am 2. Februar mit knapper Mehrheit die Sonntagsöffnung in Bochum in diesem Jahr abgelehnt hatte.

Beide Seiten haben Federn lassen müssen. „Es bestand aber das erklärte Ziel, einen Kompromiss zu finden, und das ist uns gelungen“, resümierte Gudrun Müller, Verdi-Geschäftsführerin am Tag nach der Verhandlungsrunde über den Sonntagsverkauf.

"Gefeilscht wie auf dem Basar"

Aus ihrer Sicht sei die Lösung unter dem Strich „ein guter Weg für Bochum“: Gewerkschaften, Kirchen, Einzelhandel und IHK hätten nicht allein um die Sonntagsöffnungen für 2012 gerungen; „teils wurde gefeilscht wie auf dem Basar“, sondern auch vereinbart, den Dialog für 2013 und folgende Jahre zu führen. „Unser Ziel ist eine weitere Reduzierung“, so Müller, „vor allem aber soll die Beliebigkeit als Anlass für einen Sonntagsverkauf verschwinden zugunsten echter Anlässe für Feste“.

„Wir können für 2012 damit leben“, so kommentiert Marion Runge vom Einzelhandelsverband das „zähe Ringen am Mittwochabend“. Wichtig sei, dass damit die Zeitschiene (Votum 1. März im Rat) eingehalten werde, um den Start der Gertrudiskirmes in Wattenscheid, gekoppelt an offene Geschäfte, nicht zu gefährden.

Andere Qualität

Für die Zukunft sei Maßgabe, mit allen Werbegemeinschaften nach einer neuen Marschroute für einen gesamtstädtischen Plan zu suchen, eventuell Termine zusammenzulegen, ohne, dass sich Nebenzentren Konkurrenz machen. Dafür plädiert auch Stefan Postert, Bereichsleiter Handel bei der IHK. „Es darf nicht so sehr um die Anzahl gehen, sondern mehr um eine andere Qualität offener Sonntage.“ Nebenzentren müssten die Chance behalten, sich darzustellen; es gehe nicht allein um Umsatz, sondern um Urbanität und Qualität.

In diesem Jahr wird auf den 1. April (Osteraktion in der City) verzichtet, stattdessen soll’s eine Sonntagsöffnung am Maiabendfest (29. April) geben. Stiepel verzichtet ganz in diesem Jahr (gewünscht war der 3. Juni), zudem sollen Termine in Harpen und Hofstede (7. Oktober) zusammengelegt werden mit der Innenstadt am 4. November.