Bochum. „Dirty Harry“ spricht im Interview über Mozart, seine „Figaros Hochzeit“-Produktion mit Steven Sloane - und den Rücktritt von Bundespräsident Wulff.
Entspannt und munter feixend, wie man ihn zu kennen scheint, hockt TV-Entertainer Harald Schmidt (54) beim Interviewtermin im Audimax der Ruhr-Uni in seinem Sessel. Mr. Late Night präsentiert sich allerdings diesmal als Opern-Fan und deshalb nicht ganz so bissig wie im Privatfernsehen.
Harald Schmidt: Steven Sloane ist Schuld. Der ist ja nicht nur ein genialer Künstler, sondern auch ein gewiefter Showmaster, einer der besten in Deutschland sogar, würde ich sagen. Er hatte die Idee, und als er mich fragte, hast Du Lust, das zu machen, habe ich gesagt: ja, klar. Sicher. Mozart habe ich schon immer gemocht.
Und warum ausgerechnet „Figaro“?
Schmidt: Weil es eine tolle Oper ist? Vielleicht sogar die bekannteste und beste aller Zeiten? Ich habe den Stoff dieser Verwechslungskomödie und vor allem die Musik immer geliebt, und je mehr ich in dieses Meisterwerk der Aufklärung und des Humanismus einsteige, desto faszinierender wird es.
Es geht um Liebe und Verwirrung, aber auch um den Adel und das einfache Volk, das sich an seinen Standes-Rollen abarbeitet. Klingt wie ein bisschen lange her . . .
Schmidt: Das spielt vor der Französischen Revolution, ja. Und es gibt sicher viele Anspielungen in der Oper auf die damaligen absolutistischen Verhältnisse, die man heute gar nicht mehr verstehen würde. Da ist es auf jeden Fall von Vorteil, dass wir den Bochumer Figaro als szenische Aufführung geben.
Das ist aber auch der Situation in Bochum geschuldet, hier gibt’s halt keine Operbühne.
Schmidt: Aber Steven Sloane und Nils Cooper, der Regisseur, haben genau das als Chance begriffen. Wir haben hier die ganz einmalige Chance, die Musik für sich sprechen zu lassen. Der ganze Opern-Brimborium mit den üblichen Regie-Gags wie den Grafen mit der Hakenkreuzbinde am Arm, das haben wird nicht nötig. Die Musik wird für sich selbst sprechen.
Also wollen Sie nicht nur Opernkenner locken.
Schmidt: Im Gegenteil! Jeder, der musikinteressiert ist, ist bei uns richtig. Ohne die sonst üblichen Opernverstecknummern wird dieser Figaro, obwohl italienisch gesungen, ganz sicher ein bisschen allgemeinverständlicher.
Symphoniekonzert
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Was ist Ihre Aufgabe dabei?
Schmidt: Ich bin so etwas wie das sprechende Bühnenbild oder der zweibeinige Über-Titel; ich erkläre die Handlung, mache den Zeremonienmeister und den Kommentator sowieso.
Aber doch wohl nicht im Stil der Harald Schmidt-Show?
Schmidt: Nein, nein. Das wird eine seriöse Angelegenheit. Mit einem großartigen Orchester wie den Bochumer Symphonikern und so ausgesuchten Solisten geht das auch gar nicht anders. Wenn ich das Publikum anspreche, wird’s menscheln . . .
Also sind Sie nicht enttäuscht, dass Sie den Rücktritt von Bundespräsident Wulff nicht als Running Gag in den Bochumer „Figaro“ einbauen können...?
Schmidt: Ja, sicher ich bin enttäuscht! Aber noch mehr enttäuscht bin ich, wenn ich an meine Show denke. Wissen Sie, Christian Wulff war mir ja immer eine große Hilfe. Ich mache Late Night, was ich da brauche sind: Sex! Skandal! Lügen! Wirklich schade, dass ich in dieser Hinsicht auf diesen Bundespräsidenten nicht mehr zählen kann.
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