Bochum. Mehr Licht herrscht in der Gefängniskirche der JVA Krümmede, denn während der zweijährigen Renovierungszeit wurden auch die Bretter vor den Kirchenfenstern abgehängt.
Über zwei Jahre lang wurde die Gefängniskirche der Justizvollzugsanstalt (JVA) Krümmede unweit des VfL-Stadions an der Castroper Straße neu gestaltet. Es ist ein neuer besonderer Raum mit viel Geschichte. Um die sanierte und renovierte Einrichtung vorzustellen, gab man zur Einweihung einen ökumenischen Gottesdienst. Vor allem viele Geistliche waren gern gekommen.
Die Gefängniskirche verdankt einen großen Teil ihrer Atmosphäre den Elementen, die schon 1897 beim Bau der JVA Krümmede angelegt wurden. Die hohe Decke war jahrzehntelang abgehängt und das farbenfrohe runde Kirchenfenster von Brettern verdeckt, um weitere Räume zu schaffen.
Ein Teil der Kernsanierung
Jetzt sind die Bretter weg und die Kirche bietet wieder viel Licht und Platz. „Es ist eine ganz besondere Stimmung, wenn die Abendsonne durch das Kirchenfenster scheint“, sagte Alfons Zimmer, katholischer Seelsorger in der Krümmede.
Die Instandsetzung der Kirche hat, laut Helmut Heitkamp, Regierungsbaudirektor des Bau- und Liegenschaftsbetriebs Nordrhein-Westfalen, rund 50.000 Euro gekostet und ist Teil der Kernsanierung des gesamten Zentralflügels der JVA. Das komplette Projekt wurde mit 5,3 Millionen Euro realisiert, so Heitkamp.
Neue Altarmöbel
Am altehrwürdigen Fenster orientiert sich auch die neue Christusinstallation des Kirchenkünstlers Oswald Krause-Rischard über dem Altar. Eine trübe mit schattenhaften Sprenklern versehene Plexiglasscheibe lässt das Licht durchscheinen auf den hölzernen Leib Jesu. Dieser war allerdings schon vorher Teil der Kirche.
Herzstücke des Gotteshauses sind außerdem die neuen Altarmöbel. Sie wurden mit Unterstützung des Künstlers von Häftlingen der Schlosserei und Schreinerei der JVA entworfen und angefertigt.
„Es ist besonders schön, dass einige von den Menschen hier sind, die selbst an der Arbeit beteiligt waren“, sagte Uta Klose, evangelische Pfarrerin in der JVA.
Gedenken an Hermann-Josef Bittern
Außer Inhaftierter fanden sich an diesem Mittagsgottesdienst viele Kirchenvertreter ein, darunter der Superintendent der evangelischen Kirche in Bochum, Peter Scheffler, Klaudius Krusch vom Bischöflichen Generalvikariat sowie der erste Vorsitzende der Evangelischen Gefängnisseelsorge, Adrian Tillmanns.
In seiner Begrüßungsrede gedachte Pfarrer Burghard Boyke von der JVA dem Stadtdechanten und Probst Hermann-Josef Bittern. Dieser war einen Tag zuvor verstorben. „Er hat es ermöglicht, dass die gerade erklungene Orgel aus einer großzügigen Spende angeschafft werden konnte“, sagte Boyke.
Nachdenkliche Stimmung
Angesichts der aktuellen Ausbruchserie in der JVA war, neben der Schönheit der Kirche, auch die Sicherheit bei Gottesdiensten ein Thema. Rainer Fregonese, Justizvollzugsbediensteter und Bereichsleiter für Sport und Freizeit, klärte über das Sicherheitsverfahren auf: „Häftlinge, die an Gottesdiensten teilnehmen möchten, müssen sich melden. Dann wird geschaut, ob die Person geeignet ist. Es dürfen beispielsweise keine Tatgenossen aus der U-Haft gemeinsam kommen.“ Es gehe bei Gottesdiensten immer gesittet und würdevoll zu.
Die nachdenkliche Stimmung übertrug sich auch an diesem Tag – besonders durch die selbst verfassten Vorträge einiger Strafgefangener. „Wenn ich die Türschwelle zur Kirche übertrete, dann geht eine besondere Tür auf – die Knasttür zu“, las Häftling Holle vor.