Bochum. Auf den Straßen ist es ruhig. Doch der anhaltende Frost bereitet in Bochum zunehmend Probleme.
Bochum bibbert. Doch der USB bleibt kühl. Im Vergleich zum Vorjahr ist der Winter 2011/12 bislang ein laues Lüftchen. Gerade mal 250 Tonnen Salz haben die Räumkommandos verbraucht: 4000 Tonnen weniger als vor einem Jahr, als die Stadt wochenlang unter einer Schneedecke lag.
„Mit den 1500 Tonnen Salz, die wir vor Ort lagern, dürften wir diesmal über die Runden kommen“, glaubt Umweltservice-Bochum-Sprecher Jörn Denhard. Das 2011 eingerichtete Vorratslager in Recklinghausen mit weiteren 3200 Tonnen Streugut werde wohl nicht benötigt. „Nicht schlimm: Salz wird ja nicht schlecht“, so Denhard. Das dürfte auch die Händler beruhigen, die auf ihren (trotz Verbots offerierten) Salzsäcken sitzen bleiben.
Andernorts bereitet der Frost sehr wohl Probleme.
Eingefrorene Zähler und kalte Friedhofsböden
Die Friedhofsgärtner haben Mühe, ausreichend tiefe Gräber zu schaufeln. Noch können alle Termine gehalten werden. Bei Erdbestattungen helfen Minibagger, das 20 cm tief gefrorene Erdreich aufzubrechen. „Urnengräber hingegen werden mit der Schaufel ausgehoben. Hält der Frost an, könnte es eng werden“, erklärt Stadtsprecherin Tanja Wißing.
Wenn Böden frieren, stockt dann auch das Wasser in den Rohrleitungen? „Normalerweise nicht“, beruhigt Christian Seger von den Stadtwerken. „Die Rohre für das Frischwasser liegen 80 cm unter der Erde. Dort ist es immer über null Grad.“ Trotzdem müssen Einsatzteams in diesen Tagen häufiger raus zu den Kunden. Die Zähler sind eingefroren.
„Das ist vor allem in Zählerschächten, ungeheizten Kellern, Garagen oder Hausanschlusskästen ein Problem“, so Seger. Wenn das Wasser länger steht, gefriert es schnell; der Zähler muss ausgetauscht werden. Schon mit einfachen Mitteln – Mineralwolle, Styropor, Schaumstoff oder auch Baumwollsäcken – könne man den Zähler dämmen, empfiehlt Seger. 100 Euro kostet ein Zählerwechsel. Rechtlich sind die Kunden für den Frostschutz verantwortlich.
Heizungsausfall ist Mietmangel
Nicht nur Hausbesitzer, auch Mieter kann es eiskalt erwischen: wenn die Heizung nicht funktioniert. „Dann liegt ein Mietmangel vor“, erklärt Aichard Hoffmann, Pressesprecher des Mietervereins Bochum. Der Bewohner könne sofort die Miete mindern – wenn die Bleibe nicht mehr bewohnbar ist, um 100 Prozent. Repariert der Vermieter den Mangel nicht, „kann weitere Miete als Druckmittel zurück gehalten werden“.
Schöne Kälte
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Der Mieter könne Fristen setzten und wenn diese nicht eingehalten werden auf Kosten des Vermieters die Reparatur beauftragen. „Im Extremfall sind sogar Klage und fristlose Kündigung möglich“, weiß Aichard Hoffmann.
Gut geheizt sind die Polizeiwachen. Und das ist gut so. Denn Ganoven kennen keinen Winterschlaf. Anders als im bitterkalten Osteuropa, wo die Kriminalitätsrate um 40 Prozent gesunken ist, verzeichnet die Polizei in Bochum kein Minus bei Diebstählen oder Einbrüchen.
Saunas profitieren von der Kälte
Und wer profitiert vom großen Frösteln? Heißer Tipp: die Schwitzhütten! Die Sauna im Freizeitbad Heveney ist mit täglich 1000 Nackedeis gefragt wie selten. Im Außenbecken hat’s muckelige 33 Grad. Salz gibt’s auch hier. „Als Sole auf der warmen Pelle ist das Salz den Besuchern aber deutlich angenehmer als als Streugut auf der schneeglatten Piste“, weiß Badchef Wilfried Perner.
Die Bochumer Feuerwehr trainiert zurzeit die Rettung von Menschen, die in einen zugefrorenen See eingebrochen sind. „Wir üben die Eisrettung in allen Wachen“, sagte Feuerwehrsprecher Simon Heußen. Das Eis sei teilweise so dick, dass die Menschen es trotz Verbotes betreten würden. Geübt wurde zum Beispiel auf Eisflächen im Stadtpark, im Westpark und an der Grummer Teichen.
Zur Übung wird mit einer Kettensäge ein Loch im Eis erzeugt. Ein Feuerwehrmann mit Kälteschutzanzug klettert hinein - und wird von Kollegen mit einer Leiter oder einem Schlauchboot wieder herausgeholt. Echte Einsätze waren in Bochum bisher aber nicht erforderlich, sagt Heußen.
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