Bochum. . Ein ehemaliger Bestatter aus Bochum ist am Freitag zu einer Bewährungsstrafe verurteilt worden, weil er sich an Kundengeldern vergriffen hatte, um seine eigene Firma zu retten. Schaden: 34.000 Euro.

„Es war der schlimmste Fehler, den ich im Leben gemacht habe.“ Das erklärte am Freitag vor dem Schöffengericht ein ehemaliger Bestatter (36), der sich über Jahre hinweg an Vorsorgezahlungen von betagten Kunden vergriffen hatte. Dafür bekam er eine Freiheitsstrafe von einem Jahr und zehn Monaten. Sie wurde zur Bewährung ausgesetzt. Allerdings muss er auch 150 Sozialstunden ableisten.

Von 2006 bis 2009 hatte es der 36-Jährige ausgenutzt, dass ältere und finanziell nicht auf Rosen gebettete Menschen Vorsorge für ihre eigene Beerdigung getroffen hatten. Sie hatten dem Bochumer Bestatter Beträge bis zu einigen tausend Euro übergeben, damit er es auf Treuhandsparbücher anlegt. Im Todesfall sollte er damit die Bestattungskosten begleichen. In 44 Fällen hatte der Bochumer dieses Vertrauen aber missbraucht und diese Kundengelder eigener Darstellung zufolge für Verbindlichkeiten seiner eigenen Firma zweckentfremdet.

„Es waren auch Menschen darunter, die mir am Herzen lagen.“

Das Unternehmen, dessen Geschäfte er führte, war damals finanziell ins Schlingern geraten. Der Kaufpreis (einige 100 000 Euro) und die sechsstellige Abfindung eines Kollegen hatten zu große Löcher in die Bücher gerissen. 30 bis 35 Beerdigungen im Monat reichten offenbar nicht. Statt Insolvenz anzumelden, stopfte er die Löcher mit immer neuen Kundengeldern. Geschäfts- und Kundenkonten habe er „gleich behandelt“, wie er sagte.

Teilweise veruntreute er vierstellige Beträge, aber auch mal nur 30 oder 50 Euro. Das führte einmal sogar dazu, dass eine Seniorin später nicht wie gewünscht neben ihrem Ehemann beerdigt werden konnte, weil das Geld weg war, wie es im Prozess hieß. In einem Fall musste die Stadt Bochum eine Beisetzung finanzieren, die eigentlich bereits im Voraus bezahlt war.

34 000 Euro Schaden

Der gesamte Untreue-Schaden bezifferte sich auf rund 34 000 Euro. Seine Firma verlor er am Ende aber trotzdem. Finanziell ist er jetzt ruiniert.

Ihm tue alles „wahnsinnig leid“, sagte der bisher unbestrafte Angeklagte. „Es waren auch Menschen darunter, die mir am Herzen lagen.“ Zeitweise war er den Tränen nahe.

Jetzt habe er einen 100-€-Job und könne nicht richtig arbeiten, weil er wegen der Taten psychisch zu stark belastet sei. In der Branche bekomme er kein Bein auf die Erde. Dort sei sein Fall bekannt. „Das geht rum wie Lauffeuer.“ Auch zivilrechtlich muss sich der Bestatter noch verantworten.