Bochum. .

Wer macht so etwas? Und vor allem warum? Dass Grablichter aus Metall geklaut werden, hatte Beate Bäumler schon gehört. Aber dass Diebe den Findling, den sie eigens aus Süddeutschland nach Bochum gebracht hat, vom Familiengrab gestohlen haben, das kann sie nicht verstehen.

Sie war nach Süddeutschland gefahren, in die Nähe Bambergs. Dort hatten ihre Eltern damals so gerne Urlaub gemacht – auf einem kleinen Weingut. Den 50 Kilogramm schweren Findling transportierte Beate Bäumler im Frühjahr vergangenen Jahres nach Bochum, ließ ihn von einem Steinmetz bearbeiten – rund 400 Euro zahlte sie allein für Gravur und Genehmigung. „Familie Bäumler“ stand auf dem edlen Stein. Ihren Eltern hätte er gefallen, da ist sich die 67-Jährige sicher. Nun ist der Findling weg – gestohlen vom Zentralfriedhof am Freigrafendamm.

Stein sollte an die ganze Familie erinnern

Um das Geld geht es Beate Bäumler natürlich nicht. „Der Findling war wirklich schön und hatte für mich in erster Linie einen unbezahlbaren ideellen Wert“, sagt sie. Im Familiengrab liegen ihre Eltern, ihre Schwester, ihre Oma. Der Stein sollte an alle erinnern. Ein Freund ihrer Eltern hatte ihr das rund 1000 Euro teure Exemplar geschenkt. Und Beate Bäumler fragt sich nun: „Wer um Himmels Willen klaut einen Grabstein?“

Vermehrt häufen sich Diebstähle von Grablichtern - aus Kupfer oder Bronze. Die sind leicht zu entwenden, problemlos zu veräußern und bringen dabei viel Geld. Das bestätigt auch der Pressesprecher der Polizei Guido Meng. Aber: „Diebstähle von Grabsteinen sind uns bisher nicht bekannt“, sagt er.

Zentralfriedhof verfügt über neun Eingänge

Doch was macht jemand mit einem Findling, ein Zentner schwer, auf dem auch noch ein Name eingraviert ist? Steinmetz Klaus Bielfeld kann es sich nicht erklären: „Allein die Schrift entfernen zu lassen macht ökonomisch keinen Sinn“, sagt er. „Man könnte den Stein höchstens umdrehen und neu beschriften lassen.“

Und wie ist es möglich, dass ein Dieb unbemerkt , mit einem Stein unter dem Arm, den Gottesacker verlasssen kann. Zwar wird der Zentralfriedhof 24 Stunden am Tag in drei Schichten von jeweils zwei Mitarbeitern überwacht. Doch diese sitzen am Haupteingang. „Der Friedhof am Freigrafendamm verfügt über insgesamt neun Eingänge und ist über 50 Hektar groß“, weiß Martin Buschmann vom Umwelt- und Grünflächenamt. Hinzu kommt: Die Tore werden nicht verschlossen, die Ruhestätte bleibt somit stets zugänglich. „Kontrollen können wir bei 23 Friehöfen in Bochum leider nur punkutell vornehmen“, so Buschmann. Und er ist sich sicher: „Selbst wenn die Tore bei Einbruch der Dunkelheit verschlossen würden, könnte man Diebstähle nicht ausschließen. „Menschen mit krimineller Energie hält es nicht davon ab, über die Absperrung zu springen.“

Indes bleibt das Grab der Familie Bäumler ohne Stein. „Jahrelang habe ich überlegt, wie ich die letzte Ruhestätte meiner Familie gestalten soll“, sagt Beamte Bäumler. „Der Findling war einfach so passend.“ Einen Ersatz dafür, das ist klar, wird es für Beate Bäumler niemals geben.