Bochum. . Der 50-jährige Schwerverbrecher wurde nach seinem spektakulären Ausbruchsversuch in „strenge Einzelhaft“ gesperrt. Am Dienstag wurde auch bekannt, dass die Polizei in seiner Zelle „mehrere Sägeblätter“ gefunden hatte.

In der Zelle des 50-jährigen Häftlings, der in der Nacht auf Montag auf halsbrecherische Weise ausbrechen wollte, hat die Polizei „mehrere Sägeblätter“ gefunden. Das erklärte ein Polizeisprecher am Dienstag auf WAZ-Anfrage. Woher der 50-Jährige sie hat, verrät dieser nicht.

Der Mann hatte seine Gitterstäbe zersägt und sich in einer enorm kraftraubenden und lebensgefährlichen Kletteraktion senkrecht über die Dachrinne hinweg auf das Ziegeldach hochgezogen. Direkt unter ihm klaffte ein rund zwölf Meter tiefer Abgrund. Auf dem Dach schob er einige Ziegel hoch und stieg durch das entstandene Loch in den Dachboden. Von dort kam er aber nicht mehr viel weiter.

Gefunden wurde auf einem Flachdach, auf dem er gewesen sein soll, auch ein selbst hergestelltes Seilstück. Wie genau er das zusammengebaut hat, sagte die Polizei nicht. Sie will keine Anleitung zum Ausbrechen geben. Auch zu weiteren Spuren äußerte sie sich aus Sicherheitsgründen nicht.

Von allen Mitgefangenen isoliert

Seit Montagnachmittag, als er nach stundenlanger polizeilicher Fahndung in einer versteckten Ecke auf dem Dachboden gefunden wurde, sitzt der Mann in „strenger Einzelhaft“, wie JVA-Leiter Friedhelm Ritter von Meißner am Dienstag der WAZ sagte. Er darf nicht mehr in der Buchbinderei arbeiten, sich mit keinen anderen Häftlingen treffen (Umschluss) und wird auch in der täglichen Freistunde isoliert.

Außerdem wurde er in eine andere Zelle gesperrt. Die neue in einem anderen Flügel seines Hafthauses hat jetzt Gitter aus Hartmanganstahl. Der ist härter als das alte Eisen der Gitter aus seiner bisherigen Zelle. In dem teilweise über 100 Jahre alten Knast gibt es immer noch sehr viele Gitter, die nicht den moderneren Hartmanganstahl haben.

Die Polizei geht weiter davon aus, dass er jenseits der Außenmauer einen Helfer hatte. Dazu konkret geäußert hat sich der Verbrecher, der seit fast 30 Jahren eingesperrt ist, bisher nicht. „Er ist ein alter erfahrener Gefangener. Er wird nur das preisgeben, was wir wissen“, sagte JVA-Leiter von Meißner. Ob der Häftling in der JVA Bochum bleiben wird, ist noch unklar. „Das haben wir noch nicht entschieden.“

Polizei ermittelt noch

Die Kripo ermittelt jetzt wegen Sachbeschädigung (wegen der Gitterstäbe) und Gefangenenbefreiung (wegen eines mögliche Komplizen).

1983 hatte der Häftling zusammen mit seinem Bruder einen Raub auf eine Frau begangen und sie geknebelt. Daran starb die Frau. Er bekam „lebenslänglich“. Außerdem hatte er 1998 dank einer Haftlockerung außerhalb der JVA Düsseldorf gearbeitet und dies zu einem Raubüberfall mit 58.000 DM Beute genutzt. Dafür bekam er 11,5 Jahre Haft und Sicherungsverwahrung.