Bochum. . Mit seiner spektakulären Flucht über die Dächer des Bochumer Gefängnisses Krümmede hatte ein Untersuchungshäftling vor einem Jahr Aufsehen erregt. Die Fahndung nach dem Libanesen blieb erfolglos.
Der Vergleich mit Dr. Kimble mag etwas humpeln, aber der Libanese Bilal Chahrour ist nun immerhin schon seit einem Jahr auf der Flucht. Der leichtfüßige Häftling hatte mit seiner Flucht im Januar 2011 aus dem Bochumer Gefängnis Schlagzeilen ausgelöst. In lebensgefährlicher Manier war der damals 26-Jährige getürmt: von sechs Meter Höhe auf ein Flachdach, dann aus fünf Metern Höhe auf die Straße.
„Der ist leider immer noch unterwegs“, sagte die zuständige Oberstaatsanwältin Dr. Ina Holznagel aus Dortmund, die den Flüchtigen zur Fahndung ausgeschrieben hatte. „Ich gehe davon aus, dass er sich abgesetzt hat.“ Vermutlich in sein Heimatland Libanon, nimmt sie an.
Schwerer Raub
Dem jungen Libanesen war ein bewaffneter Überfall auf einen Real-Markt in Dortmund zur Last gelegt worden. Zusammen mit einem Komplizen soll er dort in den Kassenraum eingedrungen sein, zwei Mitarbeiterinnen bedroht und die Tageseinnahmen geraubt haben. Anschließend soll er eine Verfolgungsjagd mit der Bochumer Polizei veranstaltet haben, bevor er festgenommen wurde. Haftbefehl wegen schweren Raubes wurde seinerzeit erlassen. In der Bochumer Justizvollzugsanstalt „Krümmede“ war er anschließend als Untersuchungshäftling gelandet.
Es geschah am Freitag, 21. Januar gegen 11 Uhr, als der Libanese floh. Er schlängelte sich durch eine offene Dachluke im Hafthaus 2 auf ein Satteldach, überwand die Gesamthöhe in zwei Sprüngen.
Möglicherweise Fluchthelfer
„Wir rechnen nicht damit, dass er von sich aus Gewalt anwendet. Er wird sich verdrücken wollen.“ Das erklärte die Oberstaatsanwältin schon vor einem Jahr unmittelbar nach dem Ausbruch.
Schon kurz nach seinem Verschwinden entstand der Verdacht, der Libanese könne bei seiner Flucht Helfer gehabt haben. Während die Dortmunder Staatsanwaltschaft nach ihm fahndete, ging die Bochumer Staatsanwaltschaft dem Anfangsverdacht nach, ob Bilal Chahrour innerhalb der Gefängnismauern Hilfe hatte. Doch Indizien, die einen Anfangsverdacht begründen könnten, fanden die Ermittler angeblich nicht. „Es gab keinen Hinweis für irgendeine Unterstützung“, erklärte Oberstaatsanwalt Dr. Christian Kuhnert. Die Ermittlung sei deshalb eingestellt worden.