Bochum. Erstmals seit zwei Jahren sollen Klinikärzte in Bochum wieder die Arbeit niederlegen. Der Marburger Bund ruft die Mediziner des LWL-Universitätsklinikums zum Streik auf.

Sechs Prozent mehr Gehalt verlangt die Ärztegewerkschaft in der laufenden Tarifrunde. Die Vereinigung der kommunalen Arbeitgeber bietet 1,48 Prozent und einmalig 250 Euro. Die vierte Runde markierte im Herbst 2011 das vorläufige Ende der Verhandlungen. Ab dem 26. Januar sollen allein in NRW Ärzte an 79 kommunalen Krankenhäusern in den Ausstand treten.

In Bochum wird – wie zuletzt im Mai 2010 – die LWL-Klinik an der Alexandrinenstraße bestreikt. Es ist das einzige kommunale Krankenhaus im Stadtgebiet. „Der Marburger Bund hat uns bereits informiert. Wir werden frühzeitig einen Notdienst mindestens auf Wochenend-Niveau organisieren. Die Versorgung der Patienten wird jederzeit sichergestellt sein“, betont der Kaufmännische Klinikdirektor Heinz Augustin.

Das Verständnis der Klinikleitung für den Arbeitskampf hält sich in Grenzen. Denn mit ihrer Forderung nach besseren Arbeitsbedingungen renne die Gewerkschaft offene Türen ein. So will der Marburger Bund die Zahl der Bereitschaftsdienste auf maximal vier pro Arzt und Monat festschreiben. „Bei uns“, entgegnet der Ärztliche Direktor Prof. Dr. Georg Juckel, „leisten Ärzte schon heute nicht mehr als zwei Dienste pro Monat.“

LWL Klinik macht sich stark für Beruf und Familie

In ihrer Personalfreundlichkeit sieht sich die Klinik auch durch eine in Bochum bislang einmalige Auszeichnung bestätigt. Auf Initiative der Hertie-Stiftung werden Unternehmen und Einrichtungen geprüft und zertifiziert, die sich in besonderer Weise für die Vereinbarkeit von Beruf und Familie stark machen. Das LWL-Klinikum hat dafür u.a. die starren Schichtpläne aufgebrochen. So haben etwa Mütter nun auch die Möglichkeit, von 17 bis 21 Uhr zu arbeiten, wenn sich Papa ums Kind kümmern kann.

Das Zertifikat wird im Juni in Berlin von den Bundesministern Philipp Rösler und Kristina Schröder überreicht. Der Ärztestreik, so die Hoffnung, dürfte bis dahin beigelegt sein.

Im Bochumer LWL-Universitätsklinikum betreuen 45 Ärzte jährlich rund 2800 Patienten in der Psychiatrie, Psychotherapie und Psychosomatischen Medizin. Insgesamt beschäftigt die Fachklinik 340 Mitarbeiter.