Berlin. . Mit unbefristeten Streiks wollen die Ärzte an den 23 deutschen Universitätskliniken um einen Tarifvertrag kämpfen. 97,4 Prozent stimmten in einer Urabstimmung für Arbeitsniederlegungen. Die Arbeitgeber verweigerten bisher Kompromisse.
Fünf Jahre nach dem ersten Ärztestreik an Unikliniken droht ein neuer unbefristeter Arbeitskampf. Bei einer Urabstimmung des Marburger Bunds sprachen sich 97,4 Prozent der teilnehmenden Mediziner für einen Ausstand ab 7. November aus, wie die Ärztegewerkschaft am Freitag in Berlin mitteilte. Betroffen sind 23 Unikliniken in acht Bundesländern.
Der Vorsitzende der Tarifgemeinschaft deutscher Länder (TdL), Niedersachsens Finanzminister Hartmut Möllring (CDU), zeigte kein Verständnis für die Androhung: "Ärztestreiks wären vollkommen unangemessen, denn wir sind den Ärzten in den Verhandlungen weit entgegen gekommen."
Der Marburger Bund hatte die Gespräche mit der TdL am 30. September nach fünf Runden für gescheitert erklärt. Das Angebot der Arbeitgeber komme einem Tarifdiktat gleich, erklärte der Zweite Vorsitzende der Gewerkschaft, Andreas Botzlar.
Die TdL habe in zweieinhalb Monaten noch nicht einmal einen vollen Inflationsausgleich in Aussicht gestellt. "Selbst minimale Verbesserungen sollten die Ärzte durch Urlaubsverzicht oder längere Arbeitszeiten selbst finanzieren", sagte Botzlar. Die Gewerkschaft fordert für die rund 20.000 betroffenen Ärzte eine lineare Gehaltssteigerung um fünf Prozent. Außerdem sollen Schichtdienste deutlich besser bezahlt werden.
Verhandlungsbereitschaft signalisiert
Möllring bezeichnete die Forderungen als "völlig überhöht". Mediziner seien schon jetzt die Spitzenverdiener im öffentlichen Dienst. Für den Erfolg der Unikliniken seien die Ärzte zudem nicht allein verantwortlich. Medizinische Versorgung auf Spitzenniveau könne nur von allen Beschäftigten gemeinsam erbracht werden, dazu gehörten auch Pflegekräfte, Laborkräfte und Klinikverwaltung. "Für eine Besserstellung der Ärzte, wie der Marburger Bund sie fordert, besteht keine Veranlassung", sagte der TdL-Chef.
Der Marburger Bund sei aufgefordert, seine "unrealistischen Forderungen" zu überdenken und an den Verhandlungstisch zurückzukehren. "Ein Streik auf dem Rücken der Patienten ist unnötig, ärgerlich und nicht verantwortbar", erklärte Möllring.
Eine Tür zu Verhandlungen ließ auch die Gewerkschaft offen: "Wir haben von heute aus betrachtet noch 16 Tage Zeit, um zu einem Kompromiss zu kommen", sagte Botzlar. Sollte die TdL ihr Angebot zurücknehmen, sehe er eine Chance, die Streiks noch abzuwenden. Ansonsten würden sich die Behandlungsabläufe in den Kliniken - Notfälle ausgenommen - tagelang verzögern.
Der Marburger Bund hatte 2006 einen ersten eigenständigen Tarifvertrag für Ärzte an Unikliniken durchgesetzt.(dapd)