Bochum/Witten. Ein Süßwarenstand auf dem Bochumer Weihnachtsmarkt steht unter besonderer Beobachtung der Polizei. Grund: Der Betreiber hat eine NPD-Vergangenheit.

Detlef Hartmann geht einem süßen Geschäft nach: Der 52-Jährige ist Inhaber der Firma „Osella“, die in Witten-Annen Bonbons und Dauerlutscher herstellt. Sein Weihnachtsstand auf dem Husemannplatz stößt manchem Bochumer sauer auf. Unter der Überschrift „Brauner Zucker“ berichtet die Bochumer Stadt- und Studierendenzeitung (bsz) über die NPD-Aktivitäten des „Osella“-Chefs. Bei der Bundestagswahl 2009 trat Hartmann als Direktkandidat der NPD im Wahlkreis Solingen/Remscheid/Wuppertal II an. Er holte 1,5 Prozent.

Auf WAZ-Anfrage beteuerte Hartmann, mit der NPD „nichts mehr am Hut zu haben. Ich bin ja nicht mal in der Partei“. Ein Bekannter habe ihn damals gebeten, für die Nationaldemokraten im Bergischen Land zu kandidieren: „Er sagte: ,Wir haben dort keinen Vernünftigen.’“ Er sei nie in „seinem“ Wahlkreis gewesen. „Die ganze Sache tut mir heute leid.“

Weder vor noch nach der Kandidatur habe er sich für die NPD engagiert. „Meine Frau ist Thailänderin. Ausländerfeindlichkeit kann man mir wahrlich nicht vorwerfen.“ Um so „empörender“ sei es, dass „linke Chaoten“ in Bochum gezielt Stimmung gegen ihn machten. „Die sollen mal lieber arbeiten gehen.“

Formell nichts zu Schulden kommen lassen

BO-Marketing-Chef Andreas Kuchajda kündigt Konsequenzen an. „Wir stehen für Weltoffenheit und Toleranz, gegen rechten oder linken Extremismus. Dazu passt keine Nähe zur NPD.“ Für dieses Jahr sei es zu spät, „zumal sich der Händler formell nichts hat zu Schulden kommen lassen. Beim Zulassungsverfahren für 2012 werden wir aber eine klare Entscheidung treffen“.

Derweil erwägt Hartmann eine Klage wegen Geschäftsschädigung. Aus Angst vor Übergriffen hat er mit der Polizei vereinbart, seinen Süßwarenstand verstärkt im Blick zu halten. „Wir sind auf vier Weihnachtsmärkten vertreten. Eine derartige Kampagne gibt es nur in Bochum. Das lassen wir uns nicht gefallen!“

NPD-Sommerfest auf dem Firmengelände

Gefallen lassen muss sich der Unternehmer den Vorwurf, sein Firmengelände für Rechtsgesinnte zur Verfügung zu stellen. Hartmann bestätigte der WAZ, dass die NPD im Juni ihr Sommerfest bei „Osella“ gefeiert hat. „Ich habe das Grundstück vermietet. Das waren sehr nette Leute.“

Mit seinen Süßwaren war Detlef Hartmann auch regelmäßig im rewirpower-Stadion vertreten – hauptsächlich zu Erstliga-Zeiten des VfL, zuletzt auch bei der Frauenfußball-WM. Die Zusammenarbeit mit dem Stadion-Caterer Aramark sei inzwischen beendet: „Das Geschäft lohnt sich nicht mehr.“