Bochum. .

Der kaufmannische Direktor Rolf D. Suhl hat sich offenbar mit Intendant Anselm Weber überworfen und verlässt das Bochumer Schauspielhaus. Grund ist die Finanzkrise um ein jährliches Minus im Etat von 750 000 Euro.

Intendant des Bochumer Schauspielhauses: Anselm Weber. Foto: Karl Gatzmanga
Intendant des Bochumer Schauspielhauses: Anselm Weber. Foto: Karl Gatzmanga © WAZ FotoPool

Dicke Luft im Schauspielhaus: Der kaufmännische Direktor des Hauses, Rolf D. Suhl, räumt seinen Stuhl, angeblich auf eigenen Wunsch. Tatsächlich ist das Tischtuch zwischen ihm und Intendant Anselm Weber zerschnitten. Grund: das strukturelle Defizit des Schauspielhauses von jährlich 750 000 Euro.

Wie die WAZ berichtete, ist das Theater in eine finanzielle Schieflage geraten. Nach der Umwandlung der ehemaligen städtischen Abteilung in eine Anstalt öffentlichen Rechts (AöR) vor fünf Jahren, tat sich langsam, aber immer bedrohlicher eine nicht unerhebliche Finanzierungslücke auf. Wie Anselm Weber im WAZ-Gespräch Anfang Juni einräumen musste, handelt es sich dabei um einen Zuschussbedarf von 750 000 Euro per annum – vor allem die gestiegenen Personal- und Energiekosten drücken enorm, wobei die Stadt als „Mutter“ wegen der Haushaltssperre keinerlei Möglichkeit sieht, das Schauspielhaus zu alimentieren.

Der Kaufmännische Direktor Rolf D. Suhl. Foto: Michael Korte
Der Kaufmännische Direktor Rolf D. Suhl. Foto: Michael Korte © Michael Korte

Wie die Lücke gedeckelt werden könnte, ist eine Frage, auf die im Moment niemand eine Antwort hat. Fakt ist, dass es sie gibt, und dass sie immer größer wird, wenn nicht gegengesteuert wird. Und dass Anselm Weber von diesen Problemen nichts ahnte, als er am 1. April (sic!) 2009 seine Unterschrift unter den Bochumer Intendanten-Vertrag setzte.

Es wurde nichts unternommen um die Krise abzuwenden

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Das ist über zwei Jahre her, und inzwischen hat sich der Chef nicht nur in die künstlerische und organisatorische, sondern auch in die finanzielle Struktur seines Hauses bestens eingearbeitet. Der Regisseur Weber stünde zurzeit hinter dem Buchhalter Weber zurück, räumte er zum Spielzeitauftakt ein. Wie das gemeint war, wird erst jetzt offenbar, denn der Theaterleiter musste dabei feststellen, dass sich in seinem Haus, so O-Ton Weber, „nicht bloß Löcher, sondern ganze Gräben“ auftun.

Auch wenn offiziell weder aus dem Schauspielhaus noch aus dem Kulturdezernat dazu etwas in Erfahrung zu bringen ist – die Spatzen pfeifen es von den Dächern, dass Weber seinen kaufmännischen Direktor, Suhl, mitverantwortlich macht, in das Finanzchaos sehenden Auges hineingelaufen zu sein.

Tatsächlich müsste nicht nur Suhl, sondern auch dem Verwaltungsrat des Schauspielhauses von Anfang an klar gewesen sein, dass die Umwandlung des Theaters in eine AöR mit erheblichen finanziellen Risiken behaftet sein würde. Gleichwohl wurde offenbar nichts unternommen, um der Entwicklung entgegenzuwirken.

„Das wurde so laufen gelassen, nach dem Motto: das kriegen wir schon in den Griff“, verlautet aus Verwaltungsrats-Kreisen. Neben der kaufmännischen Direktion steht somit auch der Vorsitzende des Verwaltungsrates, Kulturdezernent Michael Townsend, in der Kritik. Wie konnte es zu diesem Finanzdesaster kommen?, fragt sich die besorgte Theater-Öffentlichkeit.

Lage ist laut Townsend nicht hoffnungslos

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Der Dezernent, der sich zu Personalien öffentlich nicht äußern will, erklärte gegenüber der WAZ, die Lage sei schwierig, aber nicht hoffnungslos. Man werde ab Herbst im Rahmen eines „wirtschaftlichen Optimierungsprozesses“ nach Einsparmöglichkeiten im Schauspielhaus suchen. Stellenstreichungen seien aber nicht vorgesehen.

Nach WAZ-Informationen soll Suhl nun eine „angemessene andere Aufgabe“ in der Stadtveraltung übernehmen, sein Wechsel erfolge auf eigenen Wunsch. Schon in der nächsten Ratssitzung am 21. Juli soll die Personalia abgesegnet werden.