Bochum. . Dass Arbeit krank machen kann, ist schon seit der Industrialisierung bekannt. Bislang aber forschten Arbeitsmediziner überwiegend nach den körperlichen Belastungen. Nun wird erstmals untersucht, welche Folgen soziale Arbeitsanforderungen haben, die die Globalisierung verschärft hat. Diese groß angelegte Befragung mit 15 000 Teilnehmern zwischen 18 und 65 Jahren findet in Bochum statt.
Die Erhebung ist Teil eines seit sechs Jahren laufenden internationalen Projekts mit Partnern aus Asien, USA, Australien und Europa. Befragt werden 15 000 Bochumer zwischen 18 und 65 Jahren. Sie alle haben Post bekommen von der Bundesanstalt für Arbeitsschutz und -medizin (BAuA).
In diesen Zeiten, da jeder zweite Berufstätige über Burn-out klagt, will die Studie Erklärungsmuster finden für Zusammenhänge zwischen Arbeitsbedingungen auf der einen und Gesundheit der Beschäftigten auf der anderen Seite.
Bochum wegen Nokia und Opel ausgewählt
Die 15.000 Bochumer wurden repräsentativ ausgewählt. „Ziel ist, aus einer großen Gruppe Verbindungen zu ermitteln“, erklärt Jörg Feldmann, Pressereferent der BAuA. Natürlich ist es möglich, dass unter den zufällig ausgewählten Bürgern auch einige Langzeitarbeitslose/Hartz-IV-Empfänger sind. „Auch von denen interessiert uns die Lebenssituation, die gesellschaftliche Absicherung jenseits der Betriebe.“
Bochum, so sagt Feldmann, sei ausgewählt worden, weil es eine Stadt im Umbruch sei. „Nokia und die anhaltenden Hiobsbotschaften über den Opelstandort – wie wirken sich diese arbeitsmarktpolitischen Besonderheiten auf die Befindlichkeit der Menschen aus?“
In den Bögen wird gefragt nach den aktuellen Arbeitsbedingungen, Arbeitsplatz, Unternehmensabläufen und arbeitsmarktbezogenen Rahmenbedingungen. Dann folgen Fragen zur Gesundheit, bevor Informationen zu soziodemographischen Themen (Bevölkerungsmerkmale) erbeten werden, die helfen sollen herauszufinden, in welchen Personengruppen (Männer, Frauen, Junge, Alte) verschiedene Arbeitsbedingungen gehäuft auftreten. Mit dem Ergebnis wird Mitte nächsten Jahres gerechnet.
Bochum nicht mit Seoul vergleichbar
Der Berliner Wissenschaftler Prof. Dr. Hans-Martin Hasselhorn hat das Projekt initiiert. Es fußt auf dem weltweit etablierten Fragebogen „Job Content Questionnaire“, im Kern entwickelt von Professor Robert Karasek von der University of Massachusetts at Lowell. „Bislang wurden in den Erhebungen die globalen Veränderungen nicht berücksichtigt. Dies bilden wir jetzt in den Fragebögen ab. Die Tests sind zuvor in China, Korea, Australien und den USA durchgeführt worden. Deutschland mit Bochum ist nun die letzte Befragung.“
Und die wird speziell die sozialen Anforderungen weltweiter Entwicklungen auf den Einzelnen erforschen. Natürlich sind die psychischen Anforderungen an einen Berufstätigen in Seoul nicht vergleichbar mit einem in Bochum. Dennoch müsse nach Ähnlichkeit in Mustern und Unterschieden in Gruppen gesucht werden: „Es ist spannend herauszufinden, welche Anforderungen die globale Entwicklung an den Einzelnen stellt und wie sich das in seiner Gesundheit spiegelt“, so Prof. Hasselhorn.