Duisburg-Walsum. . In einem halben Jahrhundert Strukturwandel ist zu wenig unternommen worden, um für weggefallene Jobs in der personalintensiven Kohle- und Stahlindustrie genügend Ersatzarbeitsplätze zu schaffen. Das dokumentierten seit vielen Jahren die hohen Arbeitslosenquoten in Duisburg – speziell im Norden unserer Stadt. Auch die Qualität der Arbeitsplätze habe gelitten.

In einem halben Jahrhundert Strukturwandel ist zu wenig unternommen worden, um für weggefallene Jobs in der personalintensiven Kohle- und Stahlindustrie genügend Ersatzarbeitsplätze zu schaffen. Das dokumentierten seit vielen Jahren die hohen Arbeitslosenquoten in Duisburg – speziell im Norden unserer Stadt. Auch die Qualität der Arbeitsplätze habe gelitten.

Zu diesem und anderen Ergebnissen kam eine Diskussionsrunde auf hohem Niveau bei einer Mitglieder- und Bürgerversammlung der SPD Walsum in der Gaststätte „Zur Einigkeit“ in Vierlinden.

Gleichwohl machte Ulrich Freese, zweiter Bundesvorsitzender der Industriegewerkschaft Bergbau, Chemie und Energie (IG BCE) beim Thema „Nachhaltige Industriepolitik“ Hoffnung: „Die Ruhrmetropole hat mit ihren wertschöpfenden Industrien nach wie vor große wirtschaftliche Chancen, vor allem im Export und hat sie bisher auch in hervorragender Art und Weise genutzt.“ Die Frage des Moderators – unser Redakteur Christian Balke führte durch den Abend – ob dies nicht eine viel zu optimistische Einschätzung sei, verneinte der Spitzenfunktionär.

Die Erfolge seien existent, deutsche Industrie erfolgreicher denn je. Dazu gehörten die Stahlindustrie, die Veredelungsprozesse von Edelmetallen, die chemische und die pharmazeutische, aber auch die Papier- und Glasindustrie, dazu der energetische Bereich, der Maschinenbau und die Elektrotechnik, gerade in Zeichen der Globalisierung : „Globalisierung bedeutet auch, dass andere von uns immer höherwertige Güter abnehmen. Die deutschen Exportquoten aus dem ersten Quartal 2011 sind gigantisch.“

SPD-Ratsherr Dieter Lieske bestritt wie Freese, dass die Öffnung der Grenzen für hunderttausende Arbeitnehmer aus Südost- und Osteuropa seit dem 1. Mai die Arbeitsplätze gefährde: „Ich glaube nicht, dass wir vor denen, die zu uns kommen wollen, Angst haben müssen.“ Zuwanderung habe es im Ruhrgebiet schon immer gegeben. „Angst müssen wir eher vor einer weiteren Ausbeutung der Arbeitnehmer haben. Wir müssen aufpassen, dass sich die Lohn-Spirale mit Dumping-Löhnen, Leiharbeit und Mini-Jobs nicht weiter nach unten dreht. Da sind die Unternehmer in der Verantwortung“, so der Funktionär der IG Metall Duisburg.

Freese nahm im Gegensatz zu Lieske dabei aber auch die Arbeitnehmer in die Pflicht: „Eine Garantie für bessere Löhne und Arbeitsbedingungen gibt es nur durch die Flächentarifverträge, die die Gewerkschaften mit den Arbeitgeber aushandeln.“ Doch seit der deutschen Einheit 1990 sei die Zahl der Mitglieder in den Einzelgewerkschaften des DGB von zwölf auf heute sieben Millionen Mitglieder gesunken.

Der Rheinhausener Industriepfarrer Jürgen Widera, der den historischen Arbeitskampf um das Krupp-Stahlwerk 1988/89 miterlebte, sorgte sich weniger um die zahl, als um die Qualität der neuen Duisburger Industrie-Arbeitsplätze: „Wir haben in der Montanindustrie im Ruhrgebiet jede Menge Arbeitsplätze verloren. Dafür wurden auch viele Ersatzarbeitsplätze geschaffen, rund 4000 allein auf Logport in Rheinhausen.“ Doch Widera bezweifelte wie Freese und Lieske die Qualität dieser neuen Arbeitsplätze. Lieske: „Dagegen bedeutet „gute Arbeit“, dass ein Arbeitnehmer von seiner Arbeit ein gesichertes Auskommen hat, sich und seine Familie dauerhaft ernähren kann.“ Um dieses Ziel zu erreichen, müsse die richtige Strategie lauten: „Besser, statt billiger“.