Bochum. Hochschulrektoren stellten beim öffentlichen SPD-Parteitag am Donnerstag zukunftsorientierte Projekte vor. Als Gastrednerin war Wissenschaftsministerin Svenja Schulze mit dabei.

Was wird an den Hochschulen dafür getan, damit Bochum, wie im Rat vergangene Woche verkündet, zur „UniverCity“ wird? Und was kann Wissenschaft und Forschung tun, um Fortschritt in einer Gesellschaft zu erreichen? Unter dieser Fragestellung hatte die Bochumer SPD am Mittwoch zu einem öffentlichen Parteitag geladen. Als Gastrednerin mit dabei: Wissenschaftsministerin Svenja Schulze.

„Wir sind ein junger Hochschulstandort“, fasste Oberbürgermeisterin Ottilie Scholz in ihrer Rede zusammen. „Dennoch sind wir inzwischen der größte Wissenschaftsstandort in NRW mit 43.000 Studierenden und 63.000 an den Hochschulen Beschäftigten.“ Diese Entwicklung, so Scholz, zeige dass die Stadt auf einem guten Weg sei. Man wolle jedoch noch mehr tun. Die Verkündung der UniverCity sei „keine reine PR-Strategie gewesen“, sondern ein Bekenntnis der Stadt, mehr in die Hochschulbildung zu investieren.

Geoingenieurwissenschaften und Nachbergbau

Dass bereits viel passiert, demonstrierten die geladenen Direktoren aller sieben Bochumer Hochschulen, um Einblick zu geben in die Zukunftsausrichtung der jeweiligen Standorte. Bernhard Czapla, Direktor der Technischen Fachhochschule Georg Agricola, Gastgeber des Abends, berichtete von dem geplanten Master-Studiengang Geoingenieurwissenschaften und Nachbergbau.

Czapla sagte, dass „auch nach Auslauf des Steinkohleabbaus bergbauinduzierte Herausforderungen“ präsent bleiben würden. Sei es in der akuten Gefahrenabwehr bei Tagesbrüchen oder der Sicherung von Grubengas. Deswegen müssten zukünftige Generationen die im neuen Studiengang enthaltenen Kenntnisse beherrschen.

Mehr interdisziplinäres Lernen

Volker Eichener, Direktor der EZB Business School, stellte Projektarbeiten von Lehrenden und Studenten vor, die sich mit innovativen Wohnformen, Konzepten für betreutes Wohnen in Bochum oder der Existenzsicherung für Landwirte beschäftigen. Handlungsorientiertes Lernen, so Eichener, stehe stets im Fokus des Studiums an der EZB.

Anne Friedrich, Direktorin der Hochschule für Gesundheit (HSG), hob hervor, dass derzeit die Arbeit der Ärzte, Physiotherapeuten und Pfleger viel zu wenig verzahnt sei. Deswegen schule die HSG ihre Studenten interdisziplinär und gemeinsam mit Medizinstudenten der RUB. Gerhard Schaefer, Leiter der ev. Hochschule, stellte das Projekt „Bachelor & More“ vor, dass der Verschulung des Bachelors vorbeugen soll. Ein Projekt, bei dem die Studenten zusätzlich zu den Pflichtveranstaltungen Lehrveranstaltungen belegen könnten, die die Weiterentwicklung im Fokus hätten. „Dies ist unser Versuch, die Bologna-Reform weiterzuentwickeln“, so Schaefer.

Die Studenten studierfähig machen

Martin Sternberg, Rektor der Hochschule Bochum, sagte, dass er es als seine Aufgabe sehe, die Studierenden studier-, gesellschafts- und berufsfähig zu machen. Denn: „Die heutigen Studenten sind nicht im gleichen Maße studierfähig wie früher“. Ein Ziel, dass die Hochschule über interdisziplinäre Studienangebote und Zertifikatsprogramme erreichen will. Elmar Weiler, Direktor der RUB, stellte diverse Angebote für Schüler vor, die, so Weiler, „bei den Schülern Begeisterung für Wissenschaft und Studium wecken sollen“.

Wissenschaftsministerin Svenja Schulze zeigte sich beeindruckt. „Nur mit guter Bildung wird es uns gelingen, unsere Wirtschaft voranzutreiben.“ Schulze erinnerte daran, dass der Strukturwandel nirgendwo sonst so intensiv stattgefunden habe wie im Ruhrgebiet. Bochums Entwicklung zeige, dass dieser gelungen sei. „Dienstleistung, Produktion, Wissenschaft“, zählte sie auf, „das sind drei neuen Standbeine“. Schulze mahnte, dass die gesellschaftlichen Entwicklungen eine große Herausforderung sei. „Dazu braucht es Lösungen, die nur die Wissenschaft beantworten kann“.