Bochum. Für Bochum ist ein komplexeres Aufklärungskonzept zu sexuell übertragbaren Krankheiten geplant. Denn Syphilis, Gonorrhoe, Genitalherpes, Chlamydien und Humane Papillomviren (HPV) sind auf dem Vormarsch.

Nur 15 Menschen haben sich 2011 in Bochum neu mit HIV infiziert. „Das ist ein Erfolg-“, sagt Arne Kayser, Geschäftsführer der Aids-Hilfe in Bochum, „und ein Zeichen der guten Zusammenarbeit der lokalen Akteure in der Aids-Prävention.“. Die schlechte Nachricht: Bundesweit gab es einen starken Anstieg bei den anderen sexuell übertragbaren Geschlechtskrankheiten (STI), fasst Prof. Norbert Brockmeyer, Leiter der immunologischen Ambulanz des St. Josef-Hospitals und Präsident der Deutschen STI-Gesellschaft, zusammen. Syphilis ist dabei die einzige meldepflichtige Krankheit, 3000 neue Fälle gab es in diesem Jahr. Zum Vergleich: Bundesweit steckten sich 2011 nur 2700 Menschen mit dem HI-Virus an.

Bei den anderen STI-Krankheiten gibt es nur Schätzungen, doch auch hier, so Brockmeyers Erfahrungen, seien die Zahlen deutlich gestiegen. Gonorrhoe, Genitalherpes, Chlamydien, Humane Papillomviren (HPV) – all diese Krankheiten seien längst keine Seltenheit mehr, auch nicht bei jungen Leuten.

Mehr Oralverkehr als früher

Über die Gründe kann momentan nur spekuliert werden. „Ein Grund ist sicherlich unser verändertes Sexualverhalten“, sagt Brockmeyer. Heute spiele Oralverkehr eine wesentlich wichtigere Rolle als noch vor 20 Jahren. Bisher habe man sich der Aufklärungsarbeit aber vor allem auf den Schutz vor Aids – und damit auf den Einsatz von Kondomen beim Geschlechtsverkehr konzentriert. „Bei diesen anderen sexuellen Geschlechtskrankheiten greifen aber nicht die gleichen Schutzmechanismen wie bei Aids“, fasst der Arzt zusammen.

Einige dieser Erkrankungen könnten allein beim Oralverkehr oder anderen sexuellen Handlungen übertragen werden. Eine neue Ausrichtung der Präventionsarbeit sei daher unausweichlich, so Kayser von der Bochumer Aids-Hilfe. Insbesondere junge Frauen, empfiehlt Frauenärztin Platzmann-Scholten, sollten die für 16- bis 25-jährige Frauen jährliche kostenlose Vorsorgeuntersuchung wahrnehmen. „Denn bei all diesen Krankheiten gilt: Je früher man sie erkennt, umso größer sind die Heilungschancen“, sagt sie.

Impfung nur gegen HPV möglich

Impfen kann man sich nur gegen eine dieser Krankheiten, gegen HPV. Das nach wie vor weit verbreitete Misstrauen gegen die HPV-Impfung sei unbegründet, sagt die Gynäkologin. Die Impfung sei wichtig, da nicht jede Infektion automatisch zu Beschwerden führe. „Und als Spätfolge von Chlamydien etwa können Frauen unfruchtbar werden“, so die Frauenärztin. Aufgrund dieser Entwicklung geht es am heutigen Welt-Aids-Tag nicht mehr nur um HIV: Im Fokus soll zukünftig die Aufklärung über alle sexuell übertragbaren Infektionen stehen – und ein erhöhtes Präventionsverhalten.