Bochum. Eine abgefahrene Idee: Eine Bochumer Veranstaltungsagentur verwandelt Autohäuser in Partymeilen. Das Modell funktioniert inzwischen landesweit.

Als Geschäftsführer des Herzog-Mineralbrunnens vermag Ralf Schäfer aus Wasser keinen Wein zu machen. Als Chef einer Veranstaltungsagentur hingegen gelingt es dem Bochumer binnen weniger Stunden, ein Autohaus in eine exklusive Partymeile zu verwandeln: Willkommen im „Club“.

Großvater Willi Schäfer machte den Anfang. Nicht mit den Partys. Aber mit der Quelle. 1927 kauft sich der Jungunternehmer eine Kutsche samt Pferd und beliefert ortsansässige Schänken mit Getränken. 1956 wird der erste Brunnen gebohrt. Die Herzog-Quelle sprudelt fortan einträglich. Bis heute ist das Unternehmen im Familienbesitz. 120 Mitarbeiter sind für den inzwischen einzigen Bochumer Mineralbrunnen mit Sitz an der Riemker Straße tätig. 120 Millionen Mehrwegflaschen Wasser, Schorlen und Limonaden werden jährlich für den Großhandel zwischen Münster und Frankfurt befüllt. Ein eigener Fachhandel bedient zudem 550 Gaststätten.

Vom Mineralwasser zum Party-Macher

Genug zu tun für Ralf Schäfer (44) und seinen Cousin Thomas (43), die in dritter Generation die Geschäfte führen. Sollte man meinen. Doch Ralf ist längst zu neuen Ufern, zum wohl größten Bochumer Party-Macher, aufgebrochen.

„Schuld“ ist sein Freund Caba Kroll. 2007 legt der Revier-DJ bei einer Party in einem Essener Porsche-Autohaus auf. „Interessante Idee“, staunt Ralf Schäfer, der Caba an dem Abend begleitet. Die Ausstellungshallen führender Automobilbauer gleichen längst gläsernen Hochglanzpalästen. Mit überschaubarem Aufwand, erkennt Schäfer, können sie für eine Nacht umgestaltet werden. Autos, Schreibtische und Computer („Das ist das Schwierigste“) raus, Licht- und Musikanlage rein: Fertig ist die Großraum-Diskothek.

Der damalige Chef des Audi-Zentrums springt sofort an, als Schäfer vorschlägt, dem Bochumer Partyvolk an der Porschestraße ein neues Podium zu bieten. Das (patentrechtlich geschützte) „The Club“-Format ist geboren. Zwar ist anfangs Klinkenputzen bei potenziellen Sponsoren und Besuchern angesagt. „Eine Party im Autohaus? Das war für viele nicht vorstellbar.“ Die Premiere 2008 wird gleichwohl ein Volltreffer. Und auch die baldige Fortsetzung, nun im benachbarten BMW-Autohaus, ist mit 1000 Gästen prompt ausverkauft.

In ist, wer drin ist

Schäfer hat gewonnen. Nicht nur, dass er als „Club“-Geschäftsführer ein neues Format etabliert hat. Seine Herzog-Quelle profitiert über den Getränkeverkauf von den Feier-Abenden; seine Agentur gewinnt Kunden für 200 zusätzliche Veranstaltungen im Jahr. „Synergien“, nennt das der Unternehmer.

Längst ist „The Club“ landesweit gefragt. In diesem Jahr steigen 20 Partys in Autohäusern (BMW, Porsche oder Mercedes) u.a. in Essen, Dortmund, Wuppertal, Düsseldorf, Bonn und Mönchengladbach. Das Ambiente: edel. Die Musik: von Charts bis House. Die Technik: anspruchsvoll mit Laser und LED. In ist, wer drin ist. In Bochum wird im Frühjahr und Herbst gefeiert.

Die achte „Club“-Nacht bei Procar wird am morgigen Samstag ausgerichtet – erstmals mit einer Modenschau, einem Saxofonisten, zwei Soulsängerinnen und einer „rewirpower-Lounge“ für 120 VIP-Gäste. Die Party ist ausverkauft.

Gefeiert wird bis 5 Uhr früh. Dann wird aufgeräumt. Autos, Schreibtische, Computer rein: Am Montag ist Procar wieder ein ganz normales Autohaus.