Essen. Drei Institutionen vernetzten sich zum gemeinsamen Festival: die Essener Philharmonie, die Folkwang-Uni und die Stiftung Zollverein geghen gemeinsam mit „NOW!“ an der Start. In der rsten Ausgabe gibt es zeitgenössiche Musik aus Amerika.

Braucht die Region noch ein Festival mag man sich fragen - noch dazu eines für zeitgenössische Musik. Dass Philharmonie-Intendant Johannes Bultmann die Frage mit ja beantwortet, war klar. Aber bei näherem hinsehen wird deutlich: Es gibt kein Festival im Revier, dass ausschließlich zeitgenössischer Musik gewidmet ist.

Jetzt kommt „NOW!“. So lautet der einprägsame Name der auch künftig einmal im Jahr Programm sein soll - und dem Konzertbetrieb vielleicht etwas von seiner althergebrachten Behäbigkeit nehmen könnte. Denn jenseits der klassischen Formate, in denen sich Publikum und Musiker brav gegenüber sitzen, will man zwischen dem 20. Oktober und 30. November auch neue Wege beschreiten. Clubbing, Aufführungen zum Mitmachen oder in ungewohnten Räumen: Das jedenfalls versprechen die Macher in Philharmonie, Folkwang Universität und der Stiftung Zollverein, die erstmals zusammen im Veranstaltungsboot sitzen.

Folkwang bringt Erfahrung in Pflege und Aufführung zeitgenössischer Musik mit. Zollverein ist seit vielen Jahren als Veranstalter aktiv, sondern verfügt auch über spannende Räume für Ungewöhnliches, beispielsweise das Salzlager der Kokerei mit der Rauminstallation „Palace of Projects“ des Künstlerpaars Kabakov.

Schwerpunkt von „NOW!“ in diesem Jahr wird Amerika sein. Neues aus der nicht mehr ganz so neuen Welt. Dass man da auf John Cage, Steve Reich, Edgar Varése oder John Adams setzt, liegt nahe. Aber auch Frank Zappa, der vor allem in den 1970er und 80er Jahren wahnwitzig zwischen Rock und Jazz wirbelte, spielt eine nicht unwesentlich Rolle in den insgesamt zehn Konzerten. Bereits beim Auftakt am 20. Oktober mit den Bochumer Symphonikern unter Zappas Landsmann Steven Sloane sind neben den fast schon klassischen Werken von John Adams Zappas „The Adventures of Greggery Peccary“ im Gepäck. Elf Mal Zappa pur gibt es am 11. November in der in der Neuen Aula der Folkwang Uni: „!Zappata!“ heißt bezeichnenderweise der Abend u.a. mit den Ausnahme-Gitarristen Werner Neumann und Frank Sichmann. Dass mit Mara Minjoli eine Frau dem vokal eher tiefer gelegten Zappa ihre Stimme leiht, wird sicher spannend. Mit von der Partie sind in den sechs Wochen renommierte Klangkörper wie das WDR Sinfonieorchester Köln mit Herbert Schuch am Klavier oder das Ensemble Modern.

Von der Essener Zeche bis ins angesagte Berliner „Berghain“ - später nach Danzig

Zollverein war schon damals ungewöhnlich - eben modern. Wenn beim Festival „NOW!“ das Salzlager bespielt wird, macht man nicht einfach mal Musik. SPLASH.Percussion NRW und das JugendZupforchester bespielen am 20. November die begehbare Rauminstallation des Ehepaars Kabakov. Klar, dass man da nicht sitzt. Bei Steve Reichs „Electronic Counterpoint“ oder Christopher Rouse’ „Bonham“ für Perkussion läuft man durch das Kunstwerk und hört einfach zu.

Getanzt werden darf natürlich beim C 3 Festival - einem speziellen Format bei „NOW!“. Am 25. November gibt die US-Formation „Victoire“ ihr Europa-Debüt im Salzlager der Kokerei. Mit dabei auch das „Brandt Brauer Frick Ensemble“. Dieses Festival im Festival präsentiert Musik zwischen aktueller Klassik und elektronischer Clubmusik. Ableger gibt’s im Berliner „Radialsystem“, im „Berghain“, dem wohl angesagtesten Club der Hauptstadt und in Danzig. Tickets (die Festival-Card ist ausverkauft): www.philharmonie-essen.de / 81 22 200.