Bochum. .
Noch gibt es in Bochum keinen Überhang an Ausbildungsstellen, doch das soll kommen. Udo Glantschnig, Chef der Arbeitsagentur, ist sicher, dass die Akzentverschiebung auf dem Markt gerade stattfindet. Einige Branchen spüren bereits Fachkräfte-Engpässe.
Am Mittwoch, dem „Tag der Ausbildung“, warben 150 Mitarbeiter der Arbeitsagentur und des Jobcenters Bochum in Betrieben für mehr Ausbildungsstellen. Die Arbeitsvermittler, die IHK, die Kreishandwerkerschaft und der DGB haben sich zusammengeschlossen, „so früh wie nie“, um schon jetzt den Blick auf die duale Ausbildung 2012 zu richten. „Es ist nicht genug, was die Betriebe an Lehrstellen anbieten. Trotz des wirtschaftlichen Aufschwungs sind einige noch zu zurückhaltend“, meint Michael Hermund vom DGB Bochum. Besonders in Herne sei die Situation alarmierend: Auf 0,57 offene gemeldete Stellen kommt heute ein Bewerber; in Bochum dagegen ist es nahezu ausgeglichen.
Ulrich Ernst (IHK Bochum) sieht dagegen „seit Jahren einen positiven Trend“: Die Zahl der Auszubildenden steige stetig. „Nie war die Chance seit der Wiedervereinigung auf einen Ausbildungsplatz so groß wie heute.“
22.000 Betriebe ohne Nachfolger
Den Stab fürs Handwerk brach Kreishandwerkermeister Johann Philipps sehr emotional: „Nachwuchssuche ist Selbsterhaltungstrieb. Landesweit gibt’s 22.000 Betriebe ohne Nachfolger. Was wir brauchen, sind mehr Unternehmer, die ehrenamtlich in den Schulen für Berufe werben, die den meisten gar nicht bekannt sind.“ Überdies müsse mehr Akzeptanz geschaffen werden für Menschen mit Behinderungen, „im Betrieb, im Kollegium und bei den Kunden“.
Sein Herner Kollege Hans Hausherr beklagt noch immer eine geringe Neigung zu handwerklichen Berufen. Tatsächlich verhalten sich Jugendliche sehr konservativ, wenn’s um die Jobwahl geht. „Die Top 10 sind seit Jahren unverändert. Wir bemühen uns, ihnen Ausbildungen nahezubringen, die davon abweichen. In den Vorentlassklassen und noch einmal ein Jahr später verstärken wir unsere Beratung“, sagt Glantschnig. Überdies wird eine Aktion vorangetrieben, bei der Schulabgänger in den Osterferien Praktika absolvieren, um in Berufe reinzuriechen. Das soll die Abbrecherquote (20 Prozent) verkürzen. Dabei sind die Jugendlichen angehalten, neben ihrem Wunschberuf zwei weitere zu nennen, die sie kennenlernen wollen. „Live erleben schützt vor falschen Erwartungen.“
Vier Millionen Euro für Fachkräftesicherung
Die Unternehmen erkennen die Zeichen der Zeit, da sind sich alle an der Offensive beteiligten Stellen einig. Bis heute sind für 2012 in Bochum bereits 804 Ausbildungsstellen gemeldet, 297 sind es für Herne; „das“, so Glantschnig, „gab es bisher nicht“. Auf fertige Bewerber dürfe keiner mehr hoffen, die Unternehmen müssen die Azubis stärker qualifizieren. Für Bochum liegen beim Land vier Millionen Euro für die Fachkräftesicherung abrufbereit. Damit finanziert die Arbeitsagentur u.a. auch „ausbildungsbegleitende Hilfen“ bei schulischen Schwächen.