Bochum. .

Um einen ganz besonders schlimmen Fall von mutmaßlichem Kindesmissbrauch geht es seit Dienstag vor dem Landgericht. Dort sitzen eine 14-jährige Jugendliche und ihr 16-jähriger Freund auf der Anklagebank.

Einer der abartigsten Fälle von Kindesmissbrauch in Bochum wird seit Dienstag vor dem Landgericht aufgeklärt. Vor der 3. Jugendstrafkammer sitzen zwei Teenager, ein 14-jähriges Mädchen aus Bochum und ihr 16-jähriger Freund aus Wattenscheid. Die zwei sollen die neunjährige Cousine des Angeklagten auf ganz brutale Weise erniedrigt haben.

In der Anklage, teilte ein Gerichtssprecher mit, geht es um zwei Verbrechen kurz hintereinander. Am Tag des 23. Mai 2011 sollen die beiden ihr Opfer auf den Schulhof einer Grundschule in Langendreer gebracht haben. Dort habe das Kind dann Schläge mit der Faust über sich ergehen lassen müssen. Unter Androhung weiterer Schläge habe sich die Neunjährige teilweise entkleiden und an sich sexuell manipulieren müssen.

Missbrauch soll gefilmt worden sein

Fünf Tage später - so der Vorwurf - kam es noch schlimmer. Diesmal soll das Pärchen sein Opfer auf ein Brachgelände in der Nähe des Bahnhofs Langendreer-West geführt und dort erneut heftig geschlagen und sogar getreten haben. Laut Anklage seien die beiden über den am Boden liegenden Körper gelaufen und hätten sich darauf gestellt. Ein Stock sei dem Mädchen ins Gesicht geworfen worden. Dann habe es sich wieder teilweise ausziehen müssen und sich diesmal ganz besonders abscheuliche sexuelle Dinge antun müssen. Der 16-Jährige soll das mit seinem Handy gefilmt haben. Bereits auf dem Weg zum Tatort habe die 14-Jährige dem Opfer mit einer Glasscherbe in den Unterarm geschnitten. Das Opfer hatte massive Blutergüsse am Körper und auch im Intimbereich erlitten.

Jugendliche saßen wochenlang in U-Haft

Das Pärchen kam kurze Zeit später in U-Haft. Mehrere Wochen saßen die beiden dort. Das Landgericht setzte die Haftbefehle aber aus. Bedingung: Der 16-Jährige kam stationär in eine Jugendpsychiatrie, die 14-Jährige unter die Aufsicht eines Jugendheims. Beides außerhalb Bochums.

Der Prozess ist wegen der Minderjährigkeit der Angeklagten nicht öffentlich. Gestern wurde auch nur die Anklage verlesen. Rechtsanwalt Eckhard Hülshoff sagte aber der WAZ, dass seine Mandantin, die 14-Jährige, die Vorwürfe einräumt. Sie soll Mitläuferin und ihr Freund die treibende Kraft gewesen sein. Der andere Verteidiger, Michael Emde, sagte, dass auch sein Mandant geständig sei.

Wie Verteidiger Hülshoff sagte, soll das neunjährige Opfer eine leichte geistige Behinderung haben. Aufgeflogen seien die Übergriffe, nachdem ein Schulkamerad der 14-Jährigen zu seiner Lehrerin gegangen sei und von den Vorfällen berichtet habe.

Am Mittwoch, 21. September, geht der Prozess weiter.