Bochum. . Nach 35 Jahren an der Viktoriastraße ändert sich das Umfeld für die Drogenberatung. Das neue Kreativ-Quartier gewinnt stetig an Form. Da passen Junkies nicht ins BIld. Zudem läuft der Mietvertrag der Krisenhilfe bald aus.
Nach 35 Jahren an der Viktoriastraße ändert sich das Umfeld für die Drogenberatung. Das neue Kreativ-Quartier gewinnt stetig an Form. Da passen Junkies nicht ins BIld. Zudem läuft der Mietvertrag der Krisenhilfe bald aus.
Die von Roland Mitschke (CDU) angestoßene neue Debatte um eine Verlagerung der Krisenhilfe aus der Viktoria-straße kommt nicht zufällig jetzt daher. Vielmehr geht es um das neue Kreativ-Quartier, das zwar unter schmerzhaften Wehen (Musikzentrum) aber doch stetig an Form gewinnt dort an der Viktoriastraße. Da passen die Junkies, passt die Drogen-Szene, nicht ins Konzept: „Ja natürlich wären wir dankbar, wenn die Beratungsstelle verlegt würde“, sagt Anke Heinemann, Quartiermanagerin bei der Standortinitiative ISG-Bermudadreieck, ganz deutlich.
Denn natürlich handelt es sich bei den Junkies nicht um ein Klientel, das etwa an anderer Stelle mit offenen Armen empfangen würde. Das weiß auch Friedhelm Lemm, Geschäftsführer der Krisenhilfe. Täglich kommen rund 300 Abhängige und nutzen die Angebote der Beratungsstelle. Seit 35 Jahren gibt es die Einrichtung an dieser Stelle im Herzen der Stadt. Zwei Fakten beflügeln nun die aktuelle Debatte um einen neuen Standort.
Mietvertrag läuft in drei Jahren aus
Zum einen läuft in rund drei Jahren der Mietvertrag für die Räumlichkeiten aus. Zum anderen, wie oben angerissen, spüren die Verantwortlichen einen gewissen Druck: „Seit es die Pläne für ein Konzerthaus gibt, hat sich was verändert“, sagt Günter Oestreich vom Vorstand des Trägervereins. Gleichzeitig unterstreicht er, dass die Beschwerden aus der Nachbarschaft abgenommen hätten, in den letzten Jahren.
Das deckt sich mit den Beobachtungen der Polizei. Vor allem, seit der Engelbertbrunnen, wenige hundert Meter entfernt an der Brüderstraße als Treffpunkt für die Abhängigen weggefallen ist, habe sich die Situation deutlich entspannt. Probleme, würden aber in aller Offenheit in einem Arbeitskreis angesprochen, in ausgesprochen guter Atmosphäre hieß es.
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Wenig begeistert ist offenbar ein direkter Nachbar. Nach WAZ-Informationen versuchte er seit Jahren, die Beratungsstelle zu vergraulen. Als dies nicht gelang, blieb nur das Hilfsmittel einer blickdichten Milchglastrennwand, um die eigenen Gäste von den Abhängigen abzuschirmen. Doch es ist nicht nur der auslaufende Mietvertrag, der die Krisenhilfe zum Nachdenken zwingt. Eigentlich sind die Räume in der Viktoriastraße für die rapide angewachsenen Aufgaben der Krisenhilfe ohnehin zu eng. Mittagstisch, Café, Methadonambulanz, Verwaltung und Drogenkonsumraum sind dort angesiedelt.
Renovierungskosten in Höhe von 50 000 Euro drohen
Vor einiger Zeit kontrollierte die Gesundheitsüberwachung aus Arnsberg die hygienischen Bedingungen im Konsumraum. (Dort können Abhängige unter bestimmten Regeln und unter Beobachtung Drogen konsumieren). Die Hygienewächter beanstandeten die in den letzten zehn Jahren stark beanspruchte Einrichtung. „Wir sind nun gehalten, den Konsumraum komplett zu überarbeiten“, so Lemm. Doch die Krisenhilfe zögert, denn es drohen für die Renovierung Kosten in Höhe von rund 50 000 Euro.
Übrigens wehrt sich die Krisenhilfe gar nicht grundsätzlich gegen einen Umzug. Seit zehn Jahren wird intensiv gesucht. Da es sich jedoch um ein zentrales, gut mit öffentlichen Verkehrsmitteln zu erreichendes Gebäude handeln muss, blieben die Bemühungen bislang ergebnislos. Sobald die Vermieter das Wort Drogen hören, so Lemm, winken diese eh fast immer ab. Da half auch vor einigen Jahren die professionelle Hilfestellung von erfahrenen Bermuda-Gastronomen nicht. Eine neue Bleibe – Fehlanzeige.