Die Mitarbeiter der Krisenhilfe, rund 40 Männer und Frauen, sind fassungslos: Nach 35 Jahren steht eine der ältesten und anerkanntesten Drogenberatungsstellen in Nordrhein-Westfalen offenbar vor dem Aus.
„In dieser Woche wird der Vorstand unseres Vereins zu einer außerordentlichen Sitzung zusammentreten“, so Geschäftsführer Friedhelm Lemm. Sollten sich die Voraussetzungen nicht ändern, bliebe zur Insolvenz keine Alternative.
Lemm und die fachliche Leiterin Silvia Wilske sagen dies, obwohl am Mittwoch ein erster Bewilligungsbescheid der Stadt zunächst per Fax in Höhe von 95 375 Euro eingegangen ist. „Ich kann diesen Bescheid nicht unterschreiben, weil ich damit auch in die im Anhang erwähnten Bedingungen der Stadt einwilligen würde“, so Lemm. Dort heißt es etwa, dass mit dem Zuwendungsbescheid kein Anspruch auf Fortführung im weiteren Verlauf des Haushaltsjahres begründet würde. „Es wäre demnach empfehlenswert, dies bei ihren wirtschaftlichen Dispositionen zu berücksichtigen“, heißt es wörtlich.
Zwar hatte der Rat mit dem Haushaltssicherungskonzeptes nur eine zehnprozentige Reduzierung der Zuwendungen also auch für die Krisenhilfe beschlossen, doch nachdem bis Ende letzter Woche nicht ein Cent von der Stadt geflossen war, schlug die Drogenberatung Alarm.
Von dem Jahresbudget der Krisenhilfe in Höhe von rund 1,3 Millionen Euro trägt die Stadt mit rund einer Millionen Euro etwa 80 Prozent, der Rest sind Landesmittel und sonstige Zuwendungen. Sollte diese Unsicherheit weiter bestehen bleiben, sieht die Geschäftsführung zur Insolvenz keine Alternative. Die bereits gezahlten 70 000 Euro (ein Quartalsbeitrag) des Landes helfen dem Verein derzeit nicht weiter.
Nach derzeitigem Stand kann die Krisenhilfe die Aprilgehälter nicht zahlen: „Die Konsequenzen einer Pleite müssten nicht nur die Mitarbeiter, sondern auch rund 1000 schwerstabhängige und kranke Menschen in Bochum tragen“, sagt Silvia Wilske aufgebracht. So würde die ebenfalls notwendige Schließung des Drogenkonsumraums und der Methadonambulanz zwangläufig zum Anstieg der Straßenkriminalität durch Abhängige führen.
Sozialdezernentin Britta Anger versicherte, dass es „derzeit keine Überlegungen gibt, die Zuschüsse der Drogenberatung über die beschlossenen zehn Prozent hinaus zu kürzen“. Die Verzögerung sei aufgrund der rechtlichen Prüfung entstanden. „Die hat ergeben, dass die Stadt die Pflicht zur finanziellen Unterstützung der Krisenhilfe hat“, so Anger.