Die drei wegen des tödlichen Raubüberfalls auf den 80-jährigen Geflügelgroßhändler und Gastronom Klaus Kandaouroff angeklagten Männer wollen sich in der kommenden Woche zu der Tat äußern. Das kündigten sie am Mittwoch vor dem Landgericht Bochum an.
Die drei Angeklagten werden beschuldigt, den Unternehmer im Mai vergangenen Jahres vor dessen Haus in Datteln (Kreis Recklinghausen) überfallen und mit einem Revolver bedroht zu haben. Dabei löste sich ein Schuss, der den 80-Jährigen tödlich verletzte.
Am zweiten Verhandlungstag ließ am Mittwoch lediglich einer der Angeklagten eine Erklärung zu einem weiteren Überfall auf eine Frau aus Bochum aus dem Jahr 2006 verlesen. Diese Tat hatte der Mann bereits gestanden.
Die Täter blieben fast ein Jahr unerkannt
Rückblick: Es war der 29. Mai 2010, etwa 22.30 Uhr. Da soll Mladen P. laut Anklage den verhängnisvollen Schuss abgegeben haben. Er und seine Komplizen wollten den Millionär ausrauben, ihn vor seiner Villa in Datteln überwältigen und ihn zwingen, den Safe zu öffnen, so Oberstaatsanwalt Dieter Justinski. Doch soweit ist es nicht gekommen. An der Tür hätten der Kroate und Michael M. den ahnungslosen 80-Jährigen abgefangen, während Volker H. im Auto wartete. Mladen P. habe dem Geschäftsmann die Pistole an den Kopf gedrückt, wollte ihn offenbar in die Wohnung zwingen. Dabei habe sich ein Schuss gelöst. Klaus Kandaouroff starb noch vor seiner Haustür. Die mutmaßlichen Täter flüchteten, blieben fast ein Jahr lang unerkannt.
Einer der Täter war bereits in Haft
Sie lebten weiter, als wenn nichts geschehen wäre. Michael M. arbeitete in einem Erziehungsdienst der Jugendhilfe in Marl. Volker H. hing in der Seestadt seinen Träumen nach, wollte einen Motorradtreff aufbauen und ein Muster-Fachwerkhaus bauen. Überhaupt führte er ein bewegtes Leben. Nach der Hauptschule schlug er sich mit Gelegenheitsjob durch, wurde später Berufskraftfahrer, arbeitete als Kabelträger beim WDR. Unter anderem beim Tatort aus Münster „Wilsberg“. Er absolvierte eine Tauchausbildung, wurde nach eigenen Angaben Ende der 90er Jahre Greenpeace-Aktivist und machte bei Aktionen gegen Atomkraftwerke mit. Er erkrankte an Krebs und stieg in den Autohandel ein, überführte Fahrzeuge von Florida nach Kuba. Er saß wegen Diebstahl und Drogendelikten Strafen ab. Bei der Inaugenscheinnahme seines Zweitwohnsitzes, einem Bauernhof in Emden, habe der sich als Cannabis-Plantage herausgestellt.
Michael M. lernte nach der Hauptschule Fleischer und wechselte später als Hilfsarbeiter zum Bau. „Das hat mir mehr Spaß gemacht.“ Danach versuchte er sich als Gastwirt. Machte lange Zeit dies und das und wurde 2002 im Erziehungsdienst für Jugendliche in der Kinderklinik Marl angestellt, wo er bis zu seiner Verhaftung arbeitete.
Tatwaffe gesucht
1/24
Sendung „XY ungelöst“ brachte Fahndungserfolg
Erst am 17. Februar dieses Jahres, einige Tage nach einem Fahndungsaufruf in der Sendung XY- ungelöst, kam es zu den Festnahmen. Mladen P. und Michael M. räumten Tatvorwürfe ein. Volker H. habe sich nicht geäußert.
„Es besteht noch reichlich Unklarheit“, sagte gestern der Vorsitzende Richter Hans-Joachim Mankel. Insbesondere der Verbleib der Tatwaffe ist noch nicht geklärt. Sie will Mladen P. in Datteln am Kanal weggeworfen haben. Gefunden wurde sie nicht.
Mordfall Kandaouroff
1/19
Waffe kann Aufschluss über die Tat geben
Von der Waffe verspricht man sich Aufschluss darüber, ob der Schuss tatsächlich versehentlich ausgelöst wurde. Möglicherweise wird eine Belohnung für das Auffinden der Waffe ausgesetzt. Elke Kandaouroff, Tochter des Opfers, zeigte sich nicht abgeneigt. 100 000 Euro Belohnung hatte die Familie bereits für Hinweise, die zur Verhaftung der Täter führen, ausgelobt.
Mankel redete den Angeklagten ins Gewissen und forderte sie auf, konkrete Angaben über Tat und Tathergang zu machen. Mladen P. sprach er direkt an. Dem wird auch vorgeworfen, mit einem Komplizen im Jahr 2006 eine 70 Jahre alte Bochumerin in deren Wohnung überfallen und ausgeraubt zu haben. Die Frau wurde mit einer Taschenlampe brutal zu Boden geschlagen und schwer verletzt. Schmuck und Bargeld in Höhe von 100 000 Euro wurden gestohlen. Der Familienvater aus Kroatien arbeitete seit vielen Jahren in der Gastronomie in Haltern am See. Er soll sich im Rotlichtmilieu bewegt und Spielschulden haben.
Allen drei Angeklagten droht eine lebenslängliche Freiheitsstrafe. Die Anklage lautet zwar nicht auf Mord oder Raubmord, sondern auf „Raub mit Todesfolge“. Aber auch dafür sieht das deutsche Gesetz die Möglichkeit der Höchststrafe vor; die Mindeststrafe sind zehn Jahre. Die Männer werden sich an den kommenden Verhandlungstagen äußern. 20 sind bis Anfang Dezember terminiert. (mit dapd)
Sie haben vermutlich einen Ad-Blocker aktiviert. Aus diesem Grund können die Funktionen des Podcast-Players eingeschränkt sein. Bitte deaktivieren Sie den Ad-Blocker,
um den Podcast hören zu können.