Datteln. .

Im rätselhaften Mordfall des Geflügel-Großhändlers Klaus Kandaouroff setzt die Polizei jetzt auf Hinweise durch die Fernsehsendung „Aktenzeichen XY ungelöst“. Am 3. November wird der Fall ausgetrahlt.

So rätselhaft sind Morde selten: Am 29. Mai dieses Jahres wurde der Dattelner Geflügel-Großhändler Klaus Kandaouroff nachts vor seiner Haustür erschossen. Sie kamen zu zweit, lauerten ihm auf und zielten hinterrücks auf den 80-Jährigen. Ein Tod wie bei einer Hinrichtung. Vor allem aber gibt es seit der Tat, seit mehr als fünf Monaten, keine heiße Spur. Nun nimmt sich die ZDF-Sendung „Aktenzeichen XY ungelöst“ des Falls an.

Der Mann war ein Selfmade-Millionär. Vom Aushilfsfahrer auf Bauernhöfen rund um Datteln, der Tiere herumfuhr und Milch einsammelte, hatte er eine beeindruckende Karriere zum Geflügel-Großhändler hingelegt. Hühner-Klaus, wie er genannt wurde, besaß Mastbetriebe in den Niederlanden, Gaststätten, Restaurants und ein exquisites Tagungs- und Wellness-Hotel am Halterner See. Als er starb, auf diese brutale Art, machten schnell Gerüchte die Runde. So beliebt er auch zu Lebzeiten war, rückten nun seine Geschäfte mit Osteuropa in den Fokus, war bald von der Fleisch-Mafia die Rede, von einem Auftragsmord gar.

Überwachungsvideo Mordfall Kandaouroff

weitere Videos

    „Tatsächlich können wir einen Auftragsmord bis heute nicht ausschließen“, sagt Andreas Wilming-Weber, der Sprecher der Recklinghäuser Polizei. Und genau das ist es, was die Geschichte des Klaus Kandaouroffs und seinen rätselhaften Tod nun für „Aktenzeichen XY ungelöst“ interessant macht. „Wir sind durch Zeitungsberichte auf den Fall aufmerksam geworden. Mit seiner, mit Kandaouroffs Geschichte, beginnen wir unsere Sendung“, erklärt Ina-Maria Reize-Wildemann, die Redaktionsleiterin von XY.

    Sturmhaube mit DNA Spuren von Opfer und Täter

    Im Münchner Studio mit dabei: Achim Finkeldey, der Leiter der Mordkommission. Während zur gleichen Zeit im Recklinghäuser Polizeipräsidium Ermittler auf ihren Einsatz warten, wird Finkeldey sich zu den Hinweisen von Fernsehzuschauern äußern.

    Die Ermittler erhoffen sich, durch die Fernsehsendung, die seit 43 Jahren bundesweit, sowie in Österreich und in der Schweiz ausgestrahlt wird, neue Ansätze für ihre Arbeit. Einmal könnte die von Familie Kandaouroff ausgesetzte Belohnung von immerhin 100 000 Euro ein Anreiz sein für etwaige Mitwisser auszupacken. Zudem setzt die Polizei darauf, Neues über die Geschäftsbeziehungen Kandaouroffs zu erfahren. Vielleicht erkennen auch Zuschauer jene Sturmhaube wieder, die zwei Tage nach dem Mord nur 300 Meter vom Tatort gefunden wurde. An ihr hafteten DNA-Spuren Kandaouroffs, aber auch eines der Täter. Letztere waren identisch mit Spuren, die die Polizei bei einem anderen Überfall entdeckt hat. Am 7. Januar 2006 war in Bochum eine 76-jährige Frau in ihrer Wohnung nahe dem Polizeipräsidium überfallen und niedergeschlagen worden. Die Täter verschwanden mit Schmuck und Bargeld im Wert von 100 000 Euro.

    Mordfall Kandaouroff

    Klaus Kandaouroff wurde am 29. Mai 2010 umgebracht. Er wurde wohl das Opfer eines misslungenen Raubüberfalls. Foto: Hotel Seehof
    Klaus Kandaouroff wurde am 29. Mai 2010 umgebracht. Er wurde wohl das Opfer eines misslungenen Raubüberfalls. Foto: Hotel Seehof © Hotel Seehof
    Polizeipressekonferenz im Mordfall Kandaouroff am 12. August in Recklinghausen. Großes Medienaufgebot im Konferenzraum. Foto: Reiner Kruse/WAZ FotoPool
    Polizeipressekonferenz im Mordfall Kandaouroff am 12. August in Recklinghausen. Großes Medienaufgebot im Konferenzraum. Foto: Reiner Kruse/WAZ FotoPool © WAZ FotoPool
    Projektil im Mordfall. Als Tatwaffe kommt ein Revolver der Marke Smith & Wesson bzw. Taurus und Sturm-Ruger in Betracht. Foto: Reiner Kruse/WAZ FotoPool
    Projektil im Mordfall. Als Tatwaffe kommt ein Revolver der Marke Smith & Wesson bzw. Taurus und Sturm-Ruger in Betracht. Foto: Reiner Kruse/WAZ FotoPool © WAZ FotoPool
    Staatsanwalt Dieter Justinski und Pressesprecher Andreas Wilming-Weber. Foto: Reiner Kruse/WAZ FotoPool
    Staatsanwalt Dieter Justinski und Pressesprecher Andreas Wilming-Weber. Foto: Reiner Kruse/WAZ FotoPool © WAZ FotoPool
    Videoaufzeichnung am Hause Kandaouroff. Foto: Reiner Kruse/WAZ FotoPool
    Videoaufzeichnung am Hause Kandaouroff. Foto: Reiner Kruse/WAZ FotoPool © WAZ FotoPool
    Staatsanwalt Dieter Justinsky. Foto: Reiner Kruse/WAZ FotoPool
    Staatsanwalt Dieter Justinsky. Foto: Reiner Kruse/WAZ FotoPool © WAZ FotoPool
    Leiter der Mordkommission Achim Finkeldey, Staatswalt Dieter Justinsky und Pressesprecher Andreas Wilming-Weber. Foto: Reiner Kruse/WAZ FotoPool
    Leiter der Mordkommission Achim Finkeldey, Staatswalt Dieter Justinsky und Pressesprecher Andreas Wilming-Weber. Foto: Reiner Kruse/WAZ FotoPool © WAZ FotoPool
    Großes Medienaufgebot im Konferenzraum. Foto: Reiner Kruse/WAZ FotoPool
    Großes Medienaufgebot im Konferenzraum. Foto: Reiner Kruse/WAZ FotoPool © WAZ FotoPool
    Der Leiter der Mordkommission Achim Finkeldey. Foto: Reiner Kruse/WAZ FotoPool
    Der Leiter der Mordkommission Achim Finkeldey. Foto: Reiner Kruse/WAZ FotoPool © WAZ FotoPool
    Diese Sturmhaube hat ein Zeuge in der Nähe des Tatorts gefunden. Foto: Reiner Kruse WAZ FotoPool
    Diese Sturmhaube hat ein Zeuge in der Nähe des Tatorts gefunden. Foto: Reiner Kruse WAZ FotoPool © WAZ FotoPool
    Die Mordkommission am 19. Juni in Datteln. Im Zuge der Ermittlungen rekonstruierte die Kripo den Tatablauf auf dem Gelände. Der silberne Mercedes ist das Fahrzeug des Ermordeten Klaus Kandaouroff. Foto: Joachim Kleine-Büning/WAZ Fotopool
    Die Mordkommission am 19. Juni in Datteln. Im Zuge der Ermittlungen rekonstruierte die Kripo den Tatablauf auf dem Gelände. Der silberne Mercedes ist das Fahrzeug des Ermordeten Klaus Kandaouroff. Foto: Joachim Kleine-Büning/WAZ Fotopool © WAZ Fotopool
    Im Eingangsbereich dieses Hauses wurde Kandaouroff ermordet. Foto: Joachim Kleine-Büning/WAZ Fotopool
    Im Eingangsbereich dieses Hauses wurde Kandaouroff ermordet. Foto: Joachim Kleine-Büning/WAZ Fotopool © WAZ Fotopool
    Foto: Joachim Kleine-Büning/WAZ Fotopool
    Foto: Joachim Kleine-Büning/WAZ Fotopool © WAZ Fotopool
    Foto: Joachim Kleine-Büning/WAZ Fotopool
    Foto: Joachim Kleine-Büning/WAZ Fotopool © WAZ Fotopool
    Am 20. Juni sperrte die Polizei sogar zeitweise die Autobahn 43.  Foto: Joachim Kleine-Büning/WAZ Fotopool
    Am 20. Juni sperrte die Polizei sogar zeitweise die Autobahn 43. Foto: Joachim Kleine-Büning/WAZ Fotopool © WAZ Fotopool
    Zwei Hundeführerinnen suchten mit sogenannten Mantrack-Hunden die A 43 nach Spuren der Täter ab. Foto: Joachim Kleine-Büning/WAZ Fotopool
    Zwei Hundeführerinnen suchten mit sogenannten Mantrack-Hunden die A 43 nach Spuren der Täter ab. Foto: Joachim Kleine-Büning/WAZ Fotopool © WAZ Fotopool
    Foto: Joachim Kleine-Büning/WAZ Fotopool
    Foto: Joachim Kleine-Büning/WAZ Fotopool © WAZ Fotopool
    Foto: Joachim Kleine-Büning/WAZ Fotopool
    Foto: Joachim Kleine-Büning/WAZ Fotopool © WAZ Fotopool
    Foto: Joachim Kleine-Büning/WAZ Fotopool
    Foto: Joachim Kleine-Büning/WAZ Fotopool © WAZ Fotopool
    1/19

    Auch im Fall Kandaouroff, so spekuliert die Polizei, könnte der ursprüngliche Plan ein Überfall auf eine vermögende Familie gewesen sein. Das auf dem Firmen- und Privatgelände Kandaouroffs zur Tatzeit aufgenommene Video zeigt die Silhouetten von zwei Männern, die sich bereits gegen 22 Uhr an die Villa des Unternehmers heranschleichen.

    Um 22.30 Uhr dann biegt das silberfarbene Mercedes-Coupé Kandaouroffs in Richtung der Auffahrt zu seinem Haus. Kandaouroff kramt noch nach dem Schlüssel, dann fallen die Schüsse. Seine Frau hat bereits vorher merkwürdige Geräusche bemerkt, an den Zeitpunkt kann sie sich genau erinnern. Es ist der Moment in dem Lena mit „Satellite“ den Eurovision Song Contest gewinnt.