Bochum. . Die neunköpfige Familie Leone hat bei der Kirchengemeinde Werne eine vorübergehende Bleibe gefunden. Sie gehört zu den Opfern des verheerenden Hausbrands an der Alten Bahnhofstraße in Bochum-Langendreer.
Im Flur stapelt sich alles, was in einem Haushalt gebraucht wird: Bis zur Wendeltreppe biegen sich Kartons voller Töpfe, Spiele für Kinder, Wäsche, sogar Schulsachen. Die neunköpfige Familie Leone hat bei der Kirchengemeinde Werne eine vorübergehende Bleibe gefunden. Sie gehört zu den Opfern des verheerenden Hausbrands an der Alten Bahnhofstraße in Langendreer.
Madonna Leone (16) ist die älteste von sieben Kindern. Sie war am vergangenen Donnerstag mit fünf Geschwistern und Mutter Sonja einkaufen. „Als wir gegen 19 Uhr nach Hause kamen, stand Papa mit unserer Jüngsten, Jennifer (acht Monate), draußen. Das Haus brannte, wir durften gar nicht mehr hinein.“
"Wir konnten gar nicht mehr denken"
Es dauerte, bis alle begreifen konnten, was passiert war: Die italienisch-serbische Familie stand vor dem Nichts, hat an diesem Abend alles verloren. „Wir besaßen nur noch die Kleidung am Körper, konnten gar nicht mehr denken.“
Das Feuer war auf der Etage von Leones Wohnung ausgebrochen, ein Nachbar hatte alle alarmiert. Der Vater schnappte sich den Säugling und brachte ihn raus, lief dann noch einmal hinter das Haus, um von dort auch Hund Rinta zu retten. So blieben alle unverletzt.
Stadt fand keine Unterkunft
Hedwig Alpert ist mit der Familie seit zwei Jahren befreundet. Als sie von dem Brand erfuhr, eilte sie nach Langendreer. „Als ich ankam, standen alle in dem Unwetter unter einem Vordach. Es dauerte bis halb 10 Uhr, bis die Feuerwehr einen Bogestra-Bus für die nun Obdachlosen bereit stellte.“
Was sie besonders ärgert: Die Stadt fand zunächst keine Unterkunft für die Leones, so dass sie schließlich die Nacht im Josef-Hospital verbrachten. Tags darauf wurden sie in zwei Zimmern an der Alten Wittener Straße untergebracht. Alpert: „Ein Obdachlosenheim.“
Riesige Welle der Hilfsbereitschaft
Parallel kam Tochter Madonna am Morgen nach dem Brand in den Bürgertreff des Vereins Ludwig-Steil-Haus, wo sie ehrenamtlich aushilft, und berichtete der Küsterin Martina Scholz, was passiert war. Die resolute Frau handelte prompt: „Ich erinnerte mich: Das Haus an der Kreyenfeldstraße unweit des Gemeindehauses steht seit fünf Monaten leer.“ Zudem rief sie im Kleiderladen an, um Eltern und Kinder notdürftig einzukleiden.
„Ich weiß nicht, was wir ohne Frau Scholz gemacht hätten“, meint Hedwig Alpert. Was dann einsetzte, war eine riesige Welle der Hilfsbereitschaft, besonders in der Gemeinde. „Ein Teilnehmer der Montagsdemo spendete sogar sämtliche Küchengeräte seiner Mutter, die gerade ins Pflegeheim gezogen war.“
Familie lebt von Hartz IV
Die beste Nachricht kam gestern: Die VBW bot den Leones eine Wohnung an. Nach kurzer Besichtigung unterschrieben die Eltern Antonio und Sonja für 125 Quadratmeter am Staudengarten in Werne, froh, dass sie für die neue Bleibe bereits einen Grundstock an Ausstattung haben. Denn ohne die Spenden hätten sie nicht einmal Möbel; die Familie lebt, wie übrigens alle ausgebrannten Familien, von Hartz IV. Die Kinder werden wohl die Schule wechseln müssen, der Weg nach Langendreer ist zu weit.
Mit der Aussicht, wieder ein eigenes Leben zu haben, kehrt auch wieder etwas Zuversicht ein. Madonna: „Ich bin erleichtert, jetzt, wo wir eine neue Wohnung haben.“ Sie geht noch zur Schule, möchte dann eine Ausbildung in einer Bäckerei machen.
Normalität soll einkehren
Im Moment, da sich die Eltern bei zahllosen Behördengängen um neue Papiere kümmern müssen, passt der Teenager auf die Geschwister auf. Die Kleinen wirken fröhlich: Milanka (6) wässert mit einer kleinen Plastikgießkanne das Grünzeug am Haus.
Derweil ächzen Marina Scholz und Angelika Wolf von der Tafel die Stufen mit Kartons voller Lebensmittel hoch. Es soll wieder etwas Normalität einkehren, und dazu gehört auch Obst für die Kinder.