Ost. . Wegen Einsturzgefahr sind Besuche des Komplexes an der Alten Bahnhofstraße nur mit Feuerwehr oder Statiker möglich
Fast 5 400 Fans hat die Facebook-Seite des Clubs „Zwischenfall“ und fungiert als Zentrum für gute Ideen und Vorschläge im Sinne des Zwischenfalls. Viele machen sich jede Menge Gedanken, wo die durch Löschwasser und späteren Starkregen bis zur Abbruchreife beschädigte Kult-Disco „Zwischenfall“ eine neue Heimat finden könnte. Währenddessen sind die Unterlagen zur Klärung der Brandursache bei der Staatsanwaltschaft angekommen – und Inhaber Norbert Kurtz versucht, die Katastrophe zu verarbeiten. Wegen der Einsturzgefahr sind Blicke in die Disco immer noch nur in Begleitung der Feuerwehr möglich.
Katrin Klösel schreibt auf Facebook, dass an der Brückstraße 44 im Untergeschoss eine Discothek (davor 18 Karat) war, die jetzt seit ca. zwei Jahren leer steht, und am Nordring 11 eine Kneipe „seit Urzeiten“ nicht mehr bewirtschaftet wird. Auch an der Herner Straße 95 gebe es eine frühere Diskothek, die „aber recht überholungsbedürftig aussieht“.
Uwe Schröder fände es zwar auch am besten, wenn „das Fall“ in Langendreer bleiben würde. „Aber ich werde morgen auf dem Weg zur Arbeit trotzdem mal ein bisschen Brainstorming machen. Irgendwie scheint halb Gelsenkirchen leer zu stehen. Zur Not könnte da ja auch was dabei sein.“
Wie es letztlich wirklich weitergehen wird, weiß niemand. Auch Franz Großmann vom Bauordnungsamt nicht. Gestern war er vor Ort um mit dem städtischen Chefstatiker Peter Scholz einzelne Mieter in ihre gesperrten Wohnungen zu lassen. 15 Minuten standen jedem einzelnen maximal zur Verfügung. Friedrich Rosteck, der seit 23 Jahren im Haus Nummer 214 wohnt, hatte gerade drei Plastiktüten mit dem Notwendigsten herausgeholt – und dabei noch das Ladegerät für sein Handy vergessen. Er hat seine Tür abgeschlossen und hofft, dass er bald wieder in seine Wohnung kann.
In anderen Wohnungen haben das viele Wasser und die hohen Temperaturen für Turbo-Wachstum von Schimmelpilzen auf Teppichböden gesorgt. „An manchen Stellen“, so Großmann, „ist der Schimmel schon mehr als sieben, acht Zentimeter hoch gewachsen.“
Auch Mevlut Yüksel und sein Partner Halil Cetin waren ratlos. Die beiden Eigentümer der Häuserzeile Alte Bahnhofstraße 210 bis 214 hatten zusehen müssen, wie sich die Flammen in ihr Eigentum fraßen und sprechen von Augenzeugen, die schon früh vor Ort waren und der zunächst anrückenden Freiwilligen Feuerwehr anfängliches Zögern vorwerfen.
Wenig zögerlich arbeiteten KiK-Gebietsverkaufsleiter Willy Platte und sein mehrköpfiges Team: Sie räumten das Ladenlokal aus. Viele Lkw waren gekommen und fuhren die Einrichtung in ferne Lager. „Die Textilien“, so Platte, „haben wir schon entsorgt.“ Um 13 Uhr waren die Mitarbeiter fertig.
Nun ist von einem (teuren) Abriss die Rede. Das letzte Wort hat indes der Gutachter. Falls er einen Abriss für unabwendbar hält, wird es so kommen. Das ist für Mevlut Yüksel und Halil Cetin alles andere als eine gute Nachricht.