Bochum. .
Bei einem Großbrand in Langendreer ist ein Wohngebäudekomplex schwerstens beschädigt worden. In dem Altbau ist seit 30 Jahren auch die weithin bekannte Diskothek und die Konzertbühne „Zwischenfall“ beheimatet.
„Hier geht 30 Jahre Ruhrgebietsgeschichte den Bach runter“, sagt Udo Sommerkamp. Der 40-Jährige ist einer der drei Betreiber des weit über Bochum bekannten Musiklokals „Zwischenfall“ an der Alten Bahnhofstraße in Langendreer. In den Wohngeschossen darüber hatte am Donnerstagabend ein schwerer Brand gewütet.
Die Zukunft des „Zwischenfall“ ist jetzt völlig ungewiss. Ein städtischer Baustatiker konnte eine Einsturzgefahr nicht ausschließen. Der Eigentümer des Mietshauses war zumindest bis Freitag für die Feuerwehr nicht erreichbar.
Am Donnerstagabend hatte es im Dachbereich des über 80 Jahre alten Hauses gebrannt. Gegen 23 Uhr hatten die über 60 Einsatzkräfte das Feuer unter Kontrolle. Zwischenzeitlich war das ganze Dach zusammengekracht. Als Brandursache wird ein technischer Defekt vermutet.
Ein Anwohner hatte Alarm geschlagen
Ein Anwohner hatte gegen 19 Uhr Feuer bemerkt und Alarm geschlagen. Das Dach eines dreiteiligen Gebäudekomplexes an der Kreuzung zur Ümminger Straße brannte schnell lichterloh. 26 Menschen hielten sich dort auf, darunter 13 Kinder. Alle konnten sich bereits vor Eintreffen der Feuerwehr ins Freie retten.
Weil das Haus bereits vor dem Zweiten Weltkrieg erbaut wurde und die Zugänge zu den einzelnen Wohnungen verwinkelt sind, gestalteten sich die Löscharbeiten schwierig. Durch spezielle Abriegelungen innerhalb des vierstöckigen Mietshauses konnten die Retter verhindern, dass die Flammen auch andere Räume zerstörten. Unterdessen war auch das ganze Dach zusammengekracht und ins Gebäudeinnere gestürzt. Die Retter kämpften mit acht Strahlrohren und drei Drehleitern. Erst gegen 23 Uhr war das Feuer besiegt worden. Nachlöscharbeiten dauerten aber bis Freitagnachmittag.
Alle Geschosse sind unbewohnbar. Die Bewohner kamen bei Bekannten unter oder wurden vom Sozialamt an einen sicheren Ort gebracht. Weil es bei den Löscharbeiten heftig regnete, stand für die Bewohner ein Bus bereit. Ernsthaft verletzt wurde keiner. Vorsorglich kamen aber alle 13 Kinder ins Hospital, um sie auf eine mögliche Rauchvergiftung zu untersuchen.
Fetisch-Party fällt ins Wasser
Am Freitagvormittag hatten sich viele Passanten am Brandort versammelt. Durch die zerstörten Fensterrahmen im Obergeschoss konnten sie die verkohlten Balken des Dachstuhles erkennen. Die unteren Geschosse sehen äußerlich zwar unversehrt aus, aber auch sie sind durch das Löschwasser schwer beschädigt. Eine Mutter sagte zu ihrem Kleinkind inmitten der vielen Einsatzwagen: „Da hast Du am Montag im Kindergarten aber viel zu erzählen.“
Im „Zwischenfall“, das auf rund 500 Quadratmetern eine Disko, eine Musikbühne und ein Café beherbergt, sollte am Freitag eine Fetisch-Party laufen. Mit Lack und Leder. Daraus wurde nichts. Einer der Betreiber, Markus Schmidt (40), stand am Freitag fassungslos am Brandort. „Die Zukunft ist bedroht, die Geschichte - ich weiß nicht, wie ich das in Worte fassen soll.“ Kompagnon Udo Sommerkamp ergänzte: „Es war ein Lebenstraum. Nicht nur ein Café.“ Sommerkamp hat aber einen Trost bei dem Drama. Über Facebook habe man das Feuer schon früh gemeldet. Hunderte hätten sich als Helfer angeboten. Etwa ein Architekt oder ein Dachdecker. „Eine Welle der Hilfsbereitschaft, die auf uns eingeprasselt ist.“ Ob das Gebäude aber gerettet wird, ist völlig unklar.