Bochum. “Szenisches Forschen“ heißt der neue Masterstudiengang, der ab 2012 im Institut für Theaterwissenschaften an der Ruhr-Uni angeboten wird. Er richtet sich an Studenten, die bereits eine Bachelorabschluss in einem ähnlichen Fach erworben haben.
Ein neuer Masterstudiengang geht zum Sommersemester 2012 am Institut für Theaterwissenschaft der Ruhr-Universität an den Start. Erklärtes Ziel des Studiengangs „Szenisches Forschen“ ist eine enge Verzahnung von Theorie und Praxis.
Das Konzept ist in seiner Form bundesweit das einzige seiner Art. Mit Experten aus der Praxis, einer festen Anbindung an die freie Szene und etablierte Häuser soll Bochum zu einem Vorreiter theatraler Innovation und die Rotunde, der ehemalige Katholikentagsbahnhof, ein fester Probeort der studentischen Inszenierungsavantgarde werden.
Im Rahmen des Förderprogramms Master 2.0 entwickelt Sven Lindholm, Juniorprofessor am Institut, derzeit den neuen Masterstudiengang. „Gießen, Hildesheim, Hamburg – überall dort gibt es bereits Modelle, die Theorie und Praxis miteinander verknüpfen. In der Art, wie wir es gedacht haben, scheint es jedoch das einzige zu sein“, sagt Lindholm. „Es gibt verschiedene neue Bereiche im freien Theater, die wichtig geworden sind. Uns geht es darum, das zu erforschen und zu fragen, was gebraucht wird.“
Seit 12 Jahren selbst in der freien Szene
Wenn der gebürtige Hamburger nicht gerade Theater lehrt, lebt er es. Mit Hannah Hofmann ist er unter dem Label Hofmann & Lindholm bereits seit zwölf Jahren ein fester Bestandteil der freien Szene. Er selbst versteht sich als Regisseur und Autor, ein bisschen mehr als Künstler, denn als Theatermensch. Er meint, dass es nicht selbstverständlich sei, dass der Praxis ein eigener Platz in der Theaterwissenschaft eingeräumt wird, weil sich die Lehrinhalte meist auf Theatergeschichte und -ästhetik beschränken würden.
„Szenisches Forschen“ ist ein konsekutiver Masterstudiengang. Wer sich bewerben will, sollte bereits über einen Bachelorabschluss in einem thematisch verwandten Fach verfügen. Allerdings wird es lediglich zehn Plätze geben.
Drei Bereiche des Praxisbezugs
Um den Praxisbezug für ein breites Feld gewährleisten zu können, sollen vor allem drei Bereiche abgedeckt werden: Der erste besteht aus Inszenierung und Regie sowie auf der Bühne zu stehen. Die Studierenden sollen aber auch lernen, wie man beispielsweise ein Theaterprogramm erstellt, was in die Sparte Kuratorisches und Produktionsleitung fällt. Das letzte Feld schließlich deckt den Bereich der Organisation ab.
Wechselnde Gastprofessuren
Jährlich wechselnde Gastprofessuren werden im Bereich Regie ausgeschrieben und mit Lehrenden besetzt, die aus der Praxis kommen. Wer das konkret sein wird, möchte Lindholm noch nicht verraten: „Da setze ich ganz auf unsere Kontakte. Das können neben Regisseuren auch Kuratoren sein“. Als Kooperationspartner sind unter anderem das Schauspielhaus Bochum, pact Zollverein in Essen, der Ringlokschuppen in Mülheim und das FFT in Düsseldorf angedacht. Auch Verhandlungen mit der Stadt, der Universität und Leo Bauer, dem Besitzer der Rotunde über Räumlichkeiten, die den Studierenden vor Ort als eigener Probeort dienen könnten, laufen.
Der Alte Katholikentagsbahnhof ist in der engeren Auswahl, aber auch das Rottstraße5-Theater und das Prinz-Regent-Theater kommen in Frage. „Ich habe mit Sibylle Broll-Pape und Arne Nobel gesprochen. Beide haben signalisiert, dass sie das unterstützen wollen“, sagt Lindholm, denn „Studierende brauchen dringend einen Raum, in dem sie eigene Sachen machen können, wo sie nachts um drei sagen können: Mich überkommt`s!“