Bochum. .

Die Theaterwissenschaften der Ruhr-Universität Bochum erforschen und erproben Theaterpraxis fern des Campus im Westend. Johannes Lepper, der seit Ende seiner Oberhausener Intendanz als freier Regisseur arbeitet, arbeitet mit den Studierenden.

„Rinnzekete bee bee nnz rrk müüüü, ziiuu ennze ziiuu“, ist eine Zeile aus der „Ursonate“ von Kurt Schwitters. Dieses dadaistische Lautgedicht mit Tonfolgen ist das Material dem sich einige Studenten der Theaterwissenschaft in einem Workshop mit dem Gastdozenten und ehemaligen Moerser und Oberhausener Theaterintendanten Johannes Lepper widmeten.

Und zwar nicht in muffigen Seminarräumen der RUB, sondern im heruntergekommenen Ziegelsteingebäude an der Diekampstraße, das auch von den Künstlern des FKT (Freies Kunst Territorium) genutzt wird. In einer der oberen Etagen ist seit einem halben Jahr die Studierendenbühne „Diekampus“ beheimatet.

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Von DerWesten

Johannes Lepper, der seit Ende seiner Oberhausener Intendanz 2008 als freier Regisseur arbeitet, konnte durch Mittel aus Studiengebühren als Dozent verpflichtet werden. Dafür verantwortlich war Professor Guido Hiß, der schon zuvor dramaturgische mit Lepper zusammengearbeitet hat. Hiß bot in diesem Semester ein theoretisches Seminar zur Avantgarde an, Leppers Workshop ergänzt dieses mit praktischer Arbeit. „Es ist aber kein Schauspielunterricht“, versichert Hiß. Vielmehr ginge es um ein Zukunftsprojekt, die Einrichtung eines Masterstudienganges „Szenische Forschung“, angelehnt an den seit Jahrzehnten extrem wirkmächtige Theaterausbildung am Gießener Institut für angewandte Theaterwissenschaften.

Dafür sei, so Hiß weiter, der Schwitters-Text etwa ein gutes Beispiel. Sich philologisch (so zunächst der Schwerpunkt der Bochumer Forschung seit Gründung des Studienganges) diesem Textgebilde zu nähern, sei schwieriger als es quasi „körperlich“ zu erarbeiten. Und so einen anderen Zugang zu finden, zu jener historischen Fluchtlinie, die vom Dada über Joseph Beuys und Wolf Vostell bis hin in heutige postmoderne Theaterkonzepte reiche.

Lepper arbeitete erstmalig mit Studierenden, ist aber zufrieden mit deren darstellerischen Qualitäten. Er genoss das Experiment, „wie die zu einem Ensemble wurden“.

Wichtig für ihn war in diesem Zusammenhang auch der Raum. „In New York ist so etwas unbezahlbar“, schwärmt er von der Atmosphäre. „Der Raum spielt mit.“. Zunächst habe der Workshop gar versucht, sich diesen Ort nach einer weiteren Konzeption von Kurt Schwitters anzueignen. Der „Merzbau“, den Schwitters in seinem Elternhaus in Hannover anlegte war so etwas wie eine als Grotte angelegte Collage aus angesammelten Alltagsgegenständen. Etwas derartiges sollte sich auch in der Diekampstraße realisieren, was aber letztendlich praktisch scheiterte.

Nicht gescheitert ist aber der Plan, die Ergebnisse der acht mal vier Stunden Probenarbeit zu zeigen. Drei der zehn Teilnehmer werden ihre Choreographie zeigen.

Für Lepper ist damit sein Engagement an der Akademie zunächst beendet, der an der Schauspielschule Bochum ausgebildete Schauspieler, der seine erste Theaterfaszination in der Ära von Frank-Patrick Steckel an auslebte wird demnächst in Bonn arbeiten.