Bochum. . Die Digitalisierung von Daten galoppiert, kaum ein Bereich ist so stark betroffen wie die Wissenschaft. Doch was ist mit der Bibliothek? Seit Jahrtausenden Standort des Wissens, wo Information zugänglich, verfügbar und erlernbar sein sollen.

„Auf die Bibliotheken kommen tiefgreifende Veränderungen zu“, weiß auch Dr. Erdmute Lapp. Sie ist seit 1996 Leiterin der Universitätsbibliothek (UB). Gut zwei Millionen gedruckte Bücher besitzt das Haus, doch längst werden hier mehr Informationen in digitaler Form verwaltet als in gedruckter. „Wir beziehen noch 2000 gedruckte Zeitschriften - Tendenz fallend - doch schon über 20.000 in digitaler Form“, nennt sie ein Beispiel.

Wer nun aber denkt, digitales Wissen sei für die Hochschule günstig zu haben - Stichwort: weniger Druckerschwärze, Bindung, Papier, Distribution -, der irrt. „Es ist weder im Bewusstsein der Öffentlichkeit noch im Bewusstsein der Universität angekommen, dass diese Daten teuer sind“, klagt Lapp, „die Anbieter haben ein Monopol.“

Auch Digi-Kids wollen den Kaffee zum Buch

Auch ein anderes Vorurteil bezüglich der Folgen der Digitalisierung kann nicht bestätigt werden. So könnte man denken, dass dank Breitband-Internetverbindungen, über die fast alle Studierenden verfügen, und der damit gegebenen Verfügbarkeit vieler Stoffe online, die Bibliothek als physischer Lernort ihre Funktion verliere. Doch das Gegenteil ist der Fall, meint die UB-Leiterin. Konkrete Beobachtungen zeigten, dass auch die neuen, jungen „Digi-Kids“ ihren (Lese)Ort in der Wirklichkeit brauchen. Mit dem guten, alten Kaffeepott, einem Arbeitsplatz und hilfreichen Ansprechpartnern.

Ähnlich scheinbar unzeitgemäß ist eine andere Tatsache: es wird immer noch gerne und viel ausgedruckt. Papier ist als Speichermedium noch immer beliebt. Auch bei der Lektüre: „Wenn wir von einem Lehrbuch einige gedruckte Versionen haben, es aber auch als E-Book anbieten, ist die gedruckte Version meistens ausgeliehen“, weiß Dr. Lapp. Die UB-Leiterin schätzt noch die, wie sie sagt, „altmodischen Verkehrsmittel“. Die gedruckten Altbestände machten schließlich das Individuelle einer Bibliothek aus.

Doch klar ist: Mit dem Wandel der Technologie wird sich auch die RUB-Bibliothek weiter verändern. Die Universitätsbibliothekarin rät Studienanfängern, an Schulungen teilzunehmen, um zu lernen, mit den vielfältigen neuen Möglichkeiten der Recherche umzugehen. Und es sich so im Umgang mit Forschungsliteratur einfacher zu machen.