Bochum. In Bochumer Krankenhäusern liegen überdurchschnittlich viele Patienten mit multiresistenten Bakterien. Die Krankenhäuser geben den Kampf nicht auf. Sie setzen auf Hygiene und notfalls auch Isolation.

Was einen nicht tötet, macht stärker – Diese alte Volksweisheit gilt offenbar auch für Bakterien. Amerikanische Wissenschaftler um den Biologen James Collins haben jüngst herausgefunden, wie die kleinen Plagegeister resistent gegen Antibiotika werden. Das kann sogar zu Erregern führen, die mit den gängigen Medikamenten nicht mehr kleinzukriegen sind – sogenannte multiresistente Bakterien. In vielen Krankenhäusern in Deutschland liegen Patienten, die mit solch einem multiresistenten Keim infiziert sind, auch in Bochum.




„Meist sind es sehr verbreitete Bakterien, die zu Multiresistenten werden”, erklärt Dr. Martin Kaase von der Abteilung für Medizinische Mikrobiologie an der Ruhr-Uni. Die bekanntesten Kandidaten sind „Staphylococcus aureus” und „Escherichia coli”. Der Erste findet sich bei rund einem Drittel der Deutschen in der Nase, kann aber unter bestimmten Umständen auch Wundinfektionen verursachen. „Escherichia coli” ist Teil der menschlichen Darmflora und löst auch nur selten Krankheiten aus. In Bochumer Krankenhäusern gibt es laut Kaase rund 2942 Patienten mit „Staphylocoocus aureus-” und 4883 mit „Escherichia coli-Nachweis”.

Viele Multiresistente in Bochum

Die multiresistenten Bakterienstämme nennt man „Methicillin-resistenter Staphylococcus aureus” (MRSA); bei Escherichia coli stellen Bakterien mit „Extended Spectrum Beta-Lactamasen” (ESBL) die multiresistente Variante dar. In Bochum sind 760 der Staphylococcus-Patienten mit MRSA befallen. „Mit 26 Prozent liegt Bochum damit über dem bundesweiten Durchschnitt, von rund 20 Prozent”, meint Kaase. Die Gründe dafür seien schwer einzukreisen. 434 Patienten, also neun Prozent der Escherichia-Patienten tragen multiresistente ESBL-Stämme in sich.

Aber wie kommt es nun dazu, dass solche Stämme enstehen? „Durch unkritischen Einsatz von Antibiotika”, weiß Dr. Alexander Pesch von der Krankenhaushygiene im Bergmannsheil. Gerade niedergelassene Ärzte gäben oft Breitbandantibiotika. Außerdem setzten viele Patienten die Medikamente zu schnell wieder ab. Wie James Collins – im eingangs erwähnten Artikel herausgefunden hat – führt der Stress durch Antibiotika bei Bakterien dazu, dass diese schneller Resistenzen entwickeln. „Das multiresistente Stämme meist in Krankenhäusern entstehen stimmt also so nicht”, stellt Pesch klar, „hier werden meist spezifischere Antibiotika gegeben und die Patienten bei der Einnahme überwacht”.

Verbreitung in Krankenhäusern

Trotzdem werden gerade in Kliniken viele Menschen mit MRSA oder ESBL infiziert, „weil hier ideale Bedingungen herrschen”, erklärt Ursula Himmelmann, Hygienefachkraft am Knappschaftskrankenhaus Langendreer (KKL). Die meisten Krankenhauspatienten haben schon ein geschwächtes Immunsystem. Der einzige bisher bekannte Weg die hartnäckigen Erreger einzudämmen ist Hygiene und Isolation. So beteiligt sich zum Beispiel das KKL an der Information-Aktion „Saubere Hände” . Außerdem werden Patienten mit Verdacht auf Multiresistente darauf hin überprüft und nötigenfalls isoliert. Die Bochumer Krankenhäuser haben MRSA und Co. also den Kampf angesagt.