London. . Die Britische Bibliothek wird gemeinsam mit Google 250.000 Bücher ihres Bestands für Internetnutzer freigeben. Somit können künftig Texte aus dem Archiv der Forschungsbibliothek im Netz aufgerufen, gelesen, herunterladen und kopiert werden.
Google ist seinem Ziel einer umfassenden Digitalisierung aller Bücher einen Schritt näher gekommen: Die Britische Bibliothek (BL) wird nach einer Vereinbarung mit dem Internetkonzern 250.000 Bücher ihres Bestands für Internetnutzer freigeben. Laut dem am Montag bekannt gegebenen Deal können somit künftig Texte aus dem Archiv der Forschungsbibliothek, die in den Jahren 1700 bis 1870 veröffentlicht wurden, im Netz aufgerufen, gelesen, herunterladen und kopiert werden.
Und dabei soll es nach Angaben der britischen Nationalbibliothek nicht bleiben: „Bislang haben wir nur einen relativ kleinen Bruchteil der weltweiten Sammlung digitalisieren können“, sagte BL-Direktorin Lynne Brindley. „Wir haben noch einen weiten Weg vor uns.“
So will die BL nach eigenen Angaben bis zum Jahr 2020 ihren gesamten Buchbestand aus 14 Millionen Exemplaren und einer Millionen wissenschaftlichen Journals in digitaler Form verfügbar zu machen.
Werke über Wendepunkte der Menschheitsgeschichte
Mit dem jüngsten Geschäftsabschluss bekommen Internetnutzer seltene Einblicke in Werke aus einer Vielzahl wissenschaftlicher Disziplinen, die historische Wendepunkte wie die Aufklärung, die industrielle Revolution und den amerikanischen Unabhängigkeitskrieg beleuchten. So finden sich darunter etwa ein Nachschlagewerk des französischen Naturforschers Georges Louis Leclerc über die Geschichte des Nilpferds sowie eine Beschreibung des ersten motorbetriebenen U-Boots aus dem Jahr 1858.
Bei den nun einsehbaren Büchern handelt es sich nach Angaben von Bibliothekskurator Kristian Jensen um weit mehr als dröge wissenschaftliche Abhandlungen. So beschreibe ein für dänische Seeleute gedachtes Lehrbuch über die englische Sprache, „wie sich Englisch von einer lediglich von irgendwelchen Inselbewohnern gesprochenen Sprache“ zur Weltsprache schlechthin entwickelte, erklärte er. Die digitalisierten Bücher können sowohl auf der Webseite der Britischen Bibliothek als auch bei Google Books eingesehen werden.
„Eine ansehnliche Summe“
Gemäß der Vereinbarung sollen in den kommenden drei Jahren 40 Millionen Seiten aus dem Bestand der BL digitalisiert werden, die nicht länger urheberrechtlichen Beschränkungen unterliegen. Wie tief Google bei dem Geschäft in die Tasche greifen muss, wollte der Konzern jedoch nicht verraten. Es handele sich „um eine ansehnliche Summe“, erklärte der Unternehmenssprecher der europäischen Abteilung, Peter Barron, lediglich.
Google hat im Rahmen ähnlicher Vereinbarungen mit mehr als 40 Bibliotheken auf der ganzen Welt rund 13 Millionen Bücher ins Internet gestellt. Der ehrgeizige Plan einer Digitalisierung von Millionen urheberrechtlich geschützten Werken ist jedoch auf die Ablehnung von Verlagshäusern gestoßen und hat in den USA zu einem Rechtsstreit geführt.
Googles Ziel sei es weiterhin, „ein so umfangreiches Sortiment an Werken wie möglich“ im Internet zugänglich zu machen, sagte Barron. „Viele Inhalte zu haben, bedeutet, dass die Menschen auf der ganzen Welt noch mehr danach suchen - und das ist gut für unser Geschäft.“ (dapd)