Bochum. .

Die Älteren werden’s noch kennen: Da hockte der junge Musikfan mit seinem kleinen Cassettenrecorder in den 70er Jahren vor dem Radio und wartete fiebrig auf die Charts. Und wehe, wenn der DJ ins Lied reinquatschte.

Heute undenkbar, weil antiquiert, doch hatte dieser Mitschnitt den Vorteil: Er war legal. Hingegen fangen sich unbedarfte junge Leute mit Downloads heute schnell Verfahren wegen Urheberrechtsverletzungen ein, die das Internet sehr leicht macht.

Eine neue Musikflatrate, die das Kopieren von Musikstücken völlig legal ermöglicht, hat der Bochumer Thomas Ziemlinski (42) ins Leben gerufen. Er ist der Erfinder des „Moorhuhns“ und sieht schon jetzt Ähnlichkeiten zu diesem Computerspiel: „Das fing auch ganz langsam an und explodierte dann förmlich.“

Bedarf für Musik-Flatrate im Internet

Mit bekannten Folgen: Phenomedia, so der Name des Unternehmens, hob zunächst ab, doch unter Erfolgsdruck kam es durch den damaligen Vorstandsvorsitzenden zu einer Börsenmanipulation. Der zeigte sich selbst an und wurde 2009 zu Haft verurteilt. Die AG war insolvent. „Einige Jahre waren wir im restlichen Team gezwungen, weiterzumachen. Doch irgendwann hing mir das Moorhuhn zum Hals heraus“, so Ziemlinski.

Mit sieben Leuten wechselte er zu einer neuen Firma und baute ein Onlinespieleportal auf. Weil in Asien billiger produziert wird, wurde dann vor einem Jahr der Bochumer Standort geschlossen. Eine Zäsur, die Ziemlinski zu nutzen wusste. „Ich sah den Bedarf nach einer Musikflatrate und dachte, da könnte man was draus machen.“

Die Bedingungen stimmen: Die Zielgruppe ist riesig. „Lieder, die man sich über unseren Service aufgenommen hat, haben keinerlei Einschränkungen, sind beliebig kopierbar oder auf CD zu brennen.“ Ein Song kostet im Schnitt 0,05 Cent

Zeezee macht Mitschnitte bei Internet-Radiosendern

Das wird durch das System ermöglicht. Wer sich auf Ziemlinskis neuer Homepage (www.zeezee.de) anmeldet, gibt im Suchfeld Lieder an, die er haben möchte. Der Suchroboter durchforstet dann Internetradios weltweit, macht davon Mitschnitte. Der User zahlt nicht direkt für die Musik, sondern für den Dienst, also eine Art Google allein für Songs.

„Das ist legal, denn es besteht ein Recht auf Privatkopie, wie eben früher mit dem Cassettenrecorder.“ Es gebe so genannte pauschalisierte Urheberrechtsabgaben, die jeder ohnehin für Speichermedien zahle, z.B. mit dem CD-Rohling , dem USB-Stick. Darauf basiert das Geschäft mit der Flatrate, das sich bislang ohne Online-Werbung, „nur durch Empfehlung von Unsern“, stetig vergrößere, eben wie damals beim Moorhuhn.

Derzeit seien es 150.000 Kunden, monatlich kämen 3000 neu hinzu. Seit dem Moorhuhn-Erfolg gilt für Ziemlinski, immer viel erreichen zu wollen: „Da geht noch was, bei 80 Millionen Bürgern“.

In jedem Fall sieht er sich und sein neues Team in einem Jahr ganz woanders, sollte dieses Tempo andauern. „Niemand muss sich mehr in illegalen Tauschbörsen oder Netzwerken herumtreiben, um an seine Lieder zu kommen.“