Bochum. .
Das Jugendgericht hat vier junge Kriminelle für zwei bewaffnete Raubüberfälle bestraft. Sie hatten einen Pizza-Boten äußerst hinterlistig in eine Falle gelockt und eine Tankstelle ausgeraubt.
Wegen zwei bewaffneter Raubüberfälle sind am Donnerstag, 9. Juni, vier junge Bochumer (18 bis 19) zu Jugendstrafen auf Bewährung oder Arrest verurteilt worden. Sie hatten in wechselnder Tatbeteiligung einen Pizza-Boten äußerst hinterlistig in eine Falle gelockt und eine Tankstelle ausgeraubt .
Einer der vier jungen Angeklagten meinte am Donnerstag, dass der hinterlistige Raubüberfall auf einen 49-jährigen Pizza-Boten „Mist“ gewesen sei. Doch Richterin Kerstin Roter korrigierte ihn sofort: „Das ist nicht einfach Mist, sondern Schwerstkriminalität.“ Drei der vier Querenburger hatten zusätzlich noch eine Tankstelle überfallen. Trotzdem muss niemand lange ins Jugendgefängnis.
Besonders verbrecherisch war der Pizza-Überfall. Am Abend des 14. April 2010 hatten drei Angeklagte (heute je 19) telefonisch eine Bestellung in einer Pizzeria aufgegeben und den Boten in einen Hinterhof am Jugendzentrum „Hu-Town“ am Hu-stadtring gelockt. Dort wollten sie ihn ausrauben. Am Tatort hatten sie sich mit Kapuzen und Halstüchern maskiert. Zwei trugen eine Softair-Pistole, einer einen Teleskopschlagstock. Damit bedrohten sie das Opfer und forderten seine Wertsachen. Aus Angst gab der Mann 120 Euro und sein Handy. Laut Anklage soll der Schlagstock-Träger seine Mittäter auch aufgefordert haben, den Boten zu verprügeln. Nur weil er entsetzt auf seine Herzkrankheit verwiesen habe, sollen sie ihn doch nicht geschlagen haben. Dieser Punkt konnte aber nicht nachgewiesen werden, weil das Opfer im Prozess nicht anwesend war.
In einer Tankstelle rund 800 Euro erbeutet und aufgeteilt
Zwei der Pizza-Räuber und ein weiterer Angeklagter (18) hatten am 30. Dezember 2009 auch eine Tankstelle an der Markstraße ausgeraubt. Der 18-Jährige stand Schmiere, die beiden 19-Jährigen bedrohten im Verkaufsraum mit einer Softair-Pistole das Personal und erbeuteten rund 800 Euro. Das Geld wurde geteilt.
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Aufgeflogen waren alle vier erst viele Monate nach dem Pizza-Raub. Ein junger Intensivtäter, der von den Überfällen gewusst hatte, verpfiff die Jungs. Davon soll er sich mehr Milde bei seinen eigenen Strafverfahren versprochen haben
„Alle suchten den Kick“
Alle vier sind im Großteil geständig. Strafrechtlich sind sie gar nicht oder nur geringfügig vorbelastet. Eine Jugendamtsmitarbeiterin sagte, dass damalige Freunde der Angeklagten von eigenen Straftaten geprahlt hätten. Daraus habe sich „ein fataler gruppendynamischer Prozess“ entwickelt. „Alle suchten den Kick.“
Heute hätten alle wieder „in vernünftige Bahnen“ zurückgefunden. Einer, der Jüngste, will bald Fußball-Profi werden. Es ist der, der den Tatort an der Tankstelle abgesichert hatte. „Das war eine Sache, für die ich mich heute noch schäme“ , sagte er vor Gericht, wo er brav gekleidet mit einem Pullunder erschienen war. Auch einen Einbruch in eine Kita räumte er ein. Er hatte einen CD-Recorder erbeutet.
„Das, was Sie gemacht haben, war wirklich extrem“
Das Bezirksjugendschöffengericht verurteilte ihn extrem milde: zwei Wochenend-Arreste und 50 Sozialstunden. Die beiden Haupttäter bekamen je 20 Monate Jugendstrafe auf Bewährung und als Auflage 200 Sozialstunden aufgebrummt. Ein weiterer Täter muss vier Wochen in eine Jugendarrestanstalt und 100 Sozialstunden ableisten.
„Das, was Sie gemacht haben, war wirklich extrem“, sagte die Richterin. Die Angeklagten hätten „unheimliches Glück“ gehabt, dass sie „erst heute hier sitzen“. Das wirkte strafmildernd.