Bochum. . Als alte Dame verkleidet hat ein junger Polizeikommissar einen mutmaßlichen Serienräuber gefasst. Er sollte ihm eine Falle stellen. Der Plan ging auf - und der Tatverdächtige (38) steht nun vor dem Landgericht.

Ein junger Bochumer Polizeikommissar ist im vergangenen Dezember als gebrechliche Großmutter zum Dienst erschienen. Um einen besonders skrupellosen Serienräuber, der es auf hochbetagte Frauen und Männer abgesehen hatte, in eine Falle zu locken, wurde der Polizeibeamte von einer extra engagierten professionellen Maskenbildnerin in eine alte Dame verwandelt, die auf einen Rollator angewiesen ist. Er bekam auch eine Perücke aufgesetzt. Derart frisiert und geschminkt ging der Polizei-Schauspieler zum Geldabholen in eine Sparkasse an der Herner Straße und hoffte, dass er auf dem Heimweg ausgeraubt werde. Der Plan ging auf.

Die Sparkasse war damals eingeweiht. Sie übergab dem Oma-Kommissar im Schalterraum einen Umschlag mit bloßem Papier darin. Für Beobachter - und damit für den potenziellen Räuber - sollte das wie Bargeld wirken. Der Polizist steckte das „Geld“ in seine Tasche, hing diese an den Griff seines Rollators und trat seinen vermeintlichen Heimweg an. An der Agnesstraße passierte dann der erhoffte Überfall: Ein Mann griff die „alte Dame“ an und schlug ihr mit der Faust ins Gesicht. Kurz darauf wurde der Täter aber von der Polizei gefasst. Seitdem sitzt er in U-Haft.

Elf Überfälle auf ältere oder gebrechliche Menschen

Laut Anklage ist es ein 38-jähriger Rumäne. Seit Dienstag steht er vor dem Landgericht. Acht solcher Angriffe auf ältere und gebrechliche Menschen in Bochum wirft ihm die Staatsanwaltschaft vor, drei weitere in Essen, Dortmund und Krefeld. Tatzeit: 2007 bis 2010. Wie der Verteidiger der WAZ am Rande des Prozesses sagte, ist sein Mandant überwiegend geständig. Vor Gericht ausgesagt hat er aber noch nicht. Es wird hinter verschlossenen Türen wohl noch über die Strafhöhe verhandelt.

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Der Anklage zufolge war der Mann Mitglied einer Bande. Einer hielt sich als „Späher“ in der Bank auf und beobachtete ältere, gebrechliche und teilweise gehbehinderte Kunden beim Geldabholen. Auf dem Heimweg soll der Angeklagte sie dann angegriffen haben. Laut Anklage bestahl er sie, indem er sie unter dem Vorwand, eine Straße zu suchen oder Geld wechseln zu wollen, ablenkte. Dann griff er in die Tasche. Bei Gegenwehr soll er die Opfer aber auch geschlagen haben. Laut Anklage stand ein Fluchtauto bereit.

Rohe Gewalt gegen Wehrlose

Einmal wurde eine Bochumerin (82) in Wattenscheid sogar am Hals gepackt. Dann stahl man ihr 2000 Euro. Eine andere Frau (81) wurde vor ihrer Haustür in Grumme von hinten mit dem Kopf vor die Hauswand gestoßen. Beute: 4000 Euro. In einem weiteren Fall bekam ein Bochumer (71) einen Schlag mit einem Ellbogen gegen den Hals, so dass er stürzte. Beute: 350 Euro.

Laut Anklage schickte der Angeklagte Teile seiner Beute per Bargeld-Überweisung an seine Familie nach Rumänien.

Am 16. Juni geht der Prozess vor der 8. Strafkammer weiter.